Gerade jetzt, in der Krise,
werden große Unterschiede zwischen dem europäischen und dem
amerikanischen Gesellschaftssystem deutlich. Die Zahlen sprechen hier
deutlich für sich. Doch noch bis vor kurzem lobten
Wirtschaftsprofessoren das amerikanische System in den Himmel und
stellten es uns als leuchtendes Vorbild hin. Das europäische System
sei viel zu sehr auf Umverteilung und Unterstützung vom Staat
ausgelegt, hieß es. Nun scheint es auch darum zu gehen, diejenigen,
die nicht so viel Geld haben, gebührend zu unterstützen. Da sind
z.b. „die Jungen“ oder die Rentner. Die USA sind da viel
kapitalistischer, es wird viel mehr privat gemacht. Wer sich etwas
nicht leisten kann, bleibt dabei außen vor. Dies wird auch dadurch
unterstützt, dass die Steuern in den USA niedriger als
beispielsweise in Deutschland sind. Es gibt Aussagen, die dahin
deuten, dass, wer sich in den USA einen Steuerberater leistet, nahezu keine
Steuern zahlt. Doch hierzulande bekommt man für seine Steuern ein
wesentlich besseres Sozialsystem und – last but not least –
Gesundheitssystem. Dies kommt auch den weniger gut betuchten Menschen
zugute. Die Armutsrate gebe da zusätzlichen Aufschluss, quaken
Wirtschaftler. Die sei nämlich vor dem Staatseingriff nahezu gleich.
Nach etlichen Umverteilungsmaßnahmen freilich reduziere sich der
Anteil der Armen im europäischen System deutlich, im amerikanischen
jedoch deutlich weniger. Im Ergebnis ist der Anteil der Armen in den
USA etwa doppelt so hoch. In den USA sei die Gesellschaft offener und
durchlässiger zwischen Arm und Reich. Es sei einfacher, Vermögen
aufzubauen. Einfacher sei es jedoch auch, Vermögen zu verlieren.
Vermögen aufzubauen sei dadurch ein Ansporn zur eigenen Leistung und
weniger als Merkmal eines Klassenunterschieds, lassen die
Wirtschaftskenner dazu verlauten. Dadurch seien die Leute
motivierter. Vom Tellerwäscher zum Millionär, so lautet der
„amerikanische Traum“. Ob er wohl im Laufe der Zeit etwas
gebrochen ist, ob es eine Lotterie und Glücksache geworden ist, in
einem solchen System Erfolg zu haben? Ob die heutigen, in den Medien
oft vorgeführten Zahlen, da einen Hinweis geben? Ob, wie es das
„amerikanische System“ ja propagiert, da ein Preis zu zahlen ist?
Klar war das amerikanische System in der Vergangenheit dynamischer
und leistungsfähiger. Doch ob dies in den letzten beiden Dekaden mit
seinen Entwicklungen der wirtschaftlichen Konzentration weitgehend
verspielt wurde? Ob dieser Preis und der Umstand, von wem er zu
bezahlen ist, jetzt in der Krise nicht ganz klar offensichtlich wird?
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