Leute sind an dir vorüber gegangen. Du hast
versucht, sie zu begreifen, wähntest dich ihnen nahe. Doch letztlich
blieben sie unbegreiflich.
Klar, hättest du das eine oder andere Mal mehr auf sie zugehen
können, hättest ganz betont den Dialog suchen sollen und Rituale
der Gemeinsamkeit vollziehen (nach deiner eigenen Einschätzung
tatest du das viel zu oft...). Doch erstens: war der Moment deiner
Ansicht nach jeweils nicht danach. Du warst auch zu träge, zu
unbeweglich, warst vielleicht auch zu enttäuscht. Zweitens hattest
du stets einen gewissen Stolz, der es dir verboten hatte, dich
anzudienen, dich anzubieten..... Du erinnerst dich noch, als du mit
einer schweren Krankheit im Krankenhaus lagst, solltest du eine
bestimmte Person anrufen (was du schließlich auch tatest...), weil
jene dir gegenüber freimütig bekannte, dass sie deine Telefonnummer
vergessen oder verlegt hatte. Sie tat überrascht und - so konntest
du zweifelsfrei schließen - hätte dich nie im Leben angerufen.
Wow, du warst für diese Person verschwunden und es machte dieser
Person nichts aus! Du hast einigermaßen daraus gelernt, als genau
diese Person zum zweiten Mal verschwand. Überhaupt waren plötzlich
viele der Leute verschwunden, zu denen du glaubtest, eine Art
persönliches Verhältnis zu haben. Sie hatten einen anderen Umgang,
zu dem so etwas wie Solidarität nicht zu gehören schien.
Ich hatte geglaubt, mit jener Person (in diesem Falle
weiblich...) relativ intime Details ausgetauscht zu haben, hatte sie
in meine Seele blicken lassen. Das Erotische schwang zwar mit, war
aber in diesem Falle nicht wichtig. Es war mehr die Kommunikation
an sich. Doch offenbar wurde dies "Grundmenschliche" alles weggeworfen, spielte keine
Rolle, wurde vergessen, verlegt, zerlegt, war längst zermahlen im
Treibsand der pseudo-familiären Umgänge. Es wurde ganz
offensichtlich bedeutet, dass man dieser Person nichts bedeutet
hatte. Hm. Meine Lehre: Man war ganz offenbar „auf dem falschen
Dampfer gewesen“. Man hatte sich selbst die Realität schöngeredet, hatte gelaubt dort, wo Skepsis angemessen gewesen wäre. Ob man dadurch zynischer geworden ist? Mag sein. Aber auch realistischer. Vielleicht hat es ein kleines Stück dazu beigetragen. Wie so manche
ähnliche Erlebnisse, die merkwürdigerweise alle ziemlich negativ
waren. Ja, man war doch offen dem Positiven gegenüber, hätte nichts
dagegen gehabt.... aber die Wirklichkeit spielte andere Spiele.
Blödsinnigerweise zeigte alles in eine andere, eine negativere Richtung..... Ob einem das jetzt ein Recht zum Selbstmitleid gibt?
Diese Frage können nur Leute stellen, die aus irgendeinem Grunde nur
Positives erleben, die so richtig positiv in die Welt hinaus blicken
und nur das Wahre Gute wahrnehmen. Schön, wenn das möglich ist! Sorry,
ich kann das nicht, habe es nicht gelernt. Ich weiß: das Positive
sehen, das Negative nicht an sich heran lassen... usw., diese oft gehörten Phrasen. Aber jetzt ist
sowieso einiges anders. Mir ist das inzwischen alles egal. Ich komme
sowieso nicht mehr dahinter, erfasse die dahinter stehenden
Strukturen nicht. Ich kann meine Erkenntnisse nicht einbringen. Ich spiele da nicht mit. Meine Überlegungen vermodern zugunsten all der Willy Wichtigs.....
Sollen sie uns doch die Welt erklären! Du hast
Leute kennen gelernt, die stets etwas bestimmtes von dir wollten.
Anderes nicht. Ganz bestimmt und gezielt. Das ist für mich der
Inbegriff der Entfremdung. Man sucht sich an einem anderen etwas
aus, was man von ihm will. Auf den Rest legt man keinen Wert. Ich
habe das oft gemerkt und reagierte darauf sauer, wurde vielleicht
auch mal unfair. Aber ich wollte nicht nur einen gewünschten Teil
von mir geben. Ich wollte möglichst in meiner Gesamtheit akzeptiert
werden. Ich wollte viel dafür tun, erwartete das aber auch von
jemandem anderen.
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