Zahlen
sind doch den meisten Menschen so viel wert. Hier leite ich von ein
paar Zahlen reale Verhältnisse ab: Laut dem Wirtschaftsinstitut WSI
(Hans-Böckler-Stiftung) besaßen 1970 die reichsten 10 % der
Deutschen ungefähr 40 % des Vermögens. In den folgenden Jahrzehnten
profitierte diese Gruppe von der positiven Wirtschaftsentwicklung am
meisten. Heute gehören diesen 10 % fast 70 % des gesamten Vermögens.
Mehr als 6 Billionen Euro. Geschätzt, denn verlässliche Angaben
fehlen. Die Vermögenssteuer wird seit 1997 nicht mehr erhoben.
Zuletzt brachte sie dem Staat 9 Milliarden Mark. Doch das passiert
eher hinter den Kulissen, die meisten Leute scheinen davon keine
Ahnung zu haben. Leute aus der Industrie und Vorstände von großen
Unternehmen, ziehen sich eher von der Öffentlichkeit zurück.
Offiziell, um sich weniger angreifbar zu machen, z.b. für
Entführungen. Aufmerksamkeit ist nicht erwünscht. Schnell könnten
da Neiddebatten aufkommen. Doch nicht zu unterschätzen ist der
Vorgang der Vererbung. Nicht umsoonst wird die derzeit waltende
Generation als „Erbengeneration“ bezeichnet, die etwa 300
Milliarden Euro pro Jahr (!) erbt (mit steigender Tendenz, als
„leistungsloses Einkommen“). Während viele Einkommen jahrelang
stagnierten oder gesunken sind, profitierten wenige von
Lohnsteigerungen und Vermögenszuwachs. Die Niedriglohnsektor wächst und wächst weiter.
Im Ranking der sozialen
Ungleichheit ist Deutschland inzwischen rapide abgefallen. Die oberen
Lohngruppen haben sich sehr stark positiv entwickelt und die unteren
Lohngruppen haben sich nach unten entwickelt. Das bedeutet: Die
soziale Schere geht zunehmend auf. Die eine Hälfte der Bevölkerung,
etwa 40 Millionen Menschen, besitzt etwa 3 % des Gesamtvermögens. In
den letzten Jahrzehmnten haben vor allem die Besitzenden im Anteil am
Gesamtvermögen zugelegt. Das Vermögen ist also relativ ungleich
verteilt. In diesem Zusammenhang wird gerne darauf verwiesen, dass
dieses Geld ja in Betriebsbesitz stecke, in produktiven
Zusammenhängen, die dem Allgemeinwohl nützten. Doch nebenbei geht
es auch im Startbedingungen, um Erbschaftsverhältnisse, um
vorgezeichnete Wege. Wie viel vererbt wird, ist auch regional sehr
unterschiedlich. In Bayern fallen pro Erbe im Durchschnitt etwa 170
000 Euro an, in Mecklenburg-Vorpommern etwa 50 000 Euro. Dass dies
eine Folge der DDR-Politik ist, scheint klar zu sein. Es werden also
in jeder Hinsicht soziale Besitzstände zementiert. Spezialisierte
Finanzverwalter sorgen dafür, das je mehr zu verwalten ist, desto
weniger an den Staat geht. Es profitieren vor allem
Unternehmensvermögen. Jemand, der nicht viel zu vererben hat, zahlt
im Durchschnitt etwa 10 % an Erbschaftstseuer. Wer viel zu vererben
hat ( ab etwa 10 Millionen), zahlt im Durchschnitt 1 %
Erbschaftssteuer. Wie könnte daran etwas geändert werden? Ob es der
richtige Weg ist, zu sparen? Beantwortet sich selbst. Ob das alles noch einer Gleichbehandlung entspricht? Ob das alles der Entwicklung unserer Demokratie förderlich sein kann? Ob der Vorwurf der Neiddebatte da noch zieht? "Uns geht es gut?". Ja, vergleichsweise schon. Jedenfalls denen, die profitieren von diesen Entwicklungen der Ungleichheit.
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