Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 19. September 2018

Ein paar Zahlen zur Gesellschaftsentwicklung

Zahlen sind doch den meisten Menschen so viel wert. Hier leite ich von ein paar Zahlen reale Verhältnisse ab: Laut dem Wirtschaftsinstitut WSI (Hans-Böckler-Stiftung) besaßen 1970 die reichsten 10 % der Deutschen ungefähr 40 % des Vermögens. In den folgenden Jahrzehnten profitierte diese Gruppe von der positiven Wirtschaftsentwicklung am meisten. Heute gehören diesen 10 % fast 70 % des gesamten Vermögens. Mehr als 6 Billionen Euro. Geschätzt, denn verlässliche Angaben fehlen. Die Vermögenssteuer wird seit 1997 nicht mehr erhoben. Zuletzt brachte sie dem Staat 9 Milliarden Mark. Doch das passiert eher hinter den Kulissen, die meisten Leute scheinen davon keine Ahnung zu haben. Leute aus der Industrie und Vorstände von großen Unternehmen, ziehen sich eher von der Öffentlichkeit zurück. Offiziell, um sich weniger angreifbar zu machen, z.b. für Entführungen. Aufmerksamkeit ist nicht erwünscht. Schnell könnten da Neiddebatten aufkommen. Doch nicht zu unterschätzen ist der Vorgang der Vererbung. Nicht umsoonst wird die derzeit waltende Generation als „Erbengeneration“ bezeichnet, die etwa 300 Milliarden Euro pro Jahr (!) erbt (mit steigender Tendenz, als „leistungsloses Einkommen“). Während viele Einkommen jahrelang stagnierten oder gesunken sind, profitierten wenige von Lohnsteigerungen und Vermögenszuwachs. Die Niedriglohnsektor wächst und wächst weiter. 
Im Ranking der sozialen Ungleichheit ist Deutschland inzwischen rapide abgefallen. Die oberen Lohngruppen haben sich sehr stark positiv entwickelt und die unteren Lohngruppen haben sich nach unten entwickelt. Das bedeutet: Die soziale Schere geht zunehmend auf. Die eine Hälfte der Bevölkerung, etwa 40 Millionen Menschen, besitzt etwa 3 % des Gesamtvermögens. In den letzten Jahrzehmnten haben vor allem die Besitzenden im Anteil am Gesamtvermögen zugelegt. Das Vermögen ist also relativ ungleich verteilt. In diesem Zusammenhang wird gerne darauf verwiesen, dass dieses Geld ja in Betriebsbesitz stecke, in produktiven Zusammenhängen, die dem Allgemeinwohl nützten. Doch nebenbei geht es auch im Startbedingungen, um Erbschaftsverhältnisse, um vorgezeichnete Wege. Wie viel vererbt wird, ist auch regional sehr unterschiedlich. In Bayern fallen pro Erbe im Durchschnitt etwa 170 000 Euro an, in Mecklenburg-Vorpommern etwa 50 000 Euro. Dass dies eine Folge der DDR-Politik ist, scheint klar zu sein. Es werden also in jeder Hinsicht soziale Besitzstände zementiert. Spezialisierte Finanzverwalter sorgen dafür, das je mehr zu verwalten ist, desto weniger an den Staat geht. Es profitieren vor allem Unternehmensvermögen. Jemand, der nicht viel zu vererben hat, zahlt im Durchschnitt etwa 10 % an Erbschaftstseuer. Wer viel zu vererben hat ( ab etwa 10 Millionen), zahlt im Durchschnitt 1 % Erbschaftssteuer. Wie könnte daran etwas geändert werden? Ob es der richtige Weg ist, zu sparen? Beantwortet sich selbst. Ob das alles noch einer Gleichbehandlung entspricht? Ob das alles der Entwicklung unserer Demokratie förderlich sein kann? Ob der Vorwurf der Neiddebatte da noch zieht? "Uns geht es gut?". Ja, vergleichsweise schon. Jedenfalls denen, die profitieren von diesen Entwicklungen der Ungleichheit.

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