Sonntag, 6. April 2025

Was Pop sein könnte

Pop sei ein Spiel mit Identitäten, so heißt es. Pop erlaube einem, sehr viel aus sich zu machen. Pop sei ein typischer gesellschaftlicher Aufstiegskanal gewesen, über lange Zeiten hinweg. Dieser Meinung bin ich auch. Doch diese Zeiten haben sich geändert. Mittlerweile scheint es für viele junge „User“ weitaus anstrebenswerter, ein Youtube-Star zu werden, ein „Influencer“ oder sowas… Die Freizeitgewohnheiten haben sich geändert. Typisch im Journalismus: Pop sei so, - oder müsse so sein, heißt es von wichtigen Gesichtern, die sich „Experten“ nennen. Der Kundige weiß es halt. Er stellt riskante Behauptungen auf, wagt steile Thesen. Das wird dann gerne gehört und gelesen. Übertreibung wird als Pointierung verkauft. Das verleiht scheinbar Halt und gibt glasklare Orientierung in einer Welt, die eigentlich keine Orientierung mehr bietet. Aber wofür haben wir eigentlich unsere Experten? Im Falle der Popkritik wird gerne eine soziale Gruppenzugehörigkeit behauptet. „Musik für Hipster“ (gibt es die noch?). Jutebeutel, Vollbärte, enge oder weite Hosen und Trucker-kappen: fertig ist die modische Mittelschichtsjugend aus der (Groß)Stadt.! Wenigstens für eine gewisse Zeit. Oder es gibt seltsame Zuschreibungen, die auf Phantasie schließen lassen sollen: Zickigkeit mit verlorenen New Wave- Gitarren und Gruftiecoolnes, trippige Slow Beats und Düsterreime......und das neue Album ist ganz toll! Oder „Beurteilungen“ von oben herab, vom Standpunkt des souveränen Überblickers aus, der optimal stilsicher und dem Zeitgeist stets näher als andere ist: „.....die Stimmung primär klassisch progressiv. Schlimme Gitarren, eine Ahnung vom Geschmeidigen und nur wenig moderner, dynamischer Pop.....“, - oder „Kirchengruftenrock, ritualisiert wie Sonntag in der Kirche, Umfang reduziert Techno....“. Das hier Vorausgehende und das Folgende habe ich auch schon oft in verschiedenen Zusammenhängen gelesen: „eine würdevolle Aura des Fragilen mit unmittelbarer Präsenz. Eine Figur im schwarzen Anzug und mit offenen grauen Haaren, mit Sanftmut, aber ohne große Gesten....“. Man lässt sich dann schon mal gerne vom Charisma und Erscheinungsbild einfangen, - aber nur in diesem Zusammenhang! Oder? Mit Stilen wird auch gerne operiert: „Sound aus Soul, Gospel, Post-Punk, Hip-Hop und Industrial-Dub“. Ich habe jetzt beliebig hinein gegriffen in die Kiste, habe Seiten kurz aufgeschlagen bzw. angeklickt und abgeschrieben“

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