Herb gestaunt habe ich gestern abend ob dieser
unerträglichen Verherrlichung eines rücksichtslosen Machtmenschen.
Eine solche haltlose Verherrlichung und Anbetung hat wohl auch mit
der gesellschaftlichen Unfähigkeit zu tun, mit dem Tod als Teil des
Lebens umzugehen. Diese Gesellschaft liebt den Kitsch und die gezielte Verdrängung als peinliche
Selbstüberhöhung. Realistisches „Gedenken“ scheint ihr
unmöglich und fehl am Platze, besonders angesichts von Politikern,
die sich als Vollzugsorgane der Geschichte gerieren.
Als einer, der sich vom „Herrn K.“ auf
diese oder jene Art hat prägen lassen müssen, muss ich zu bedenken
geben, dass ich vieles ganz anders als in diesen Sendungen
dargestellt erfahren habe. Ich habe es anders erlebt. Dies beschert
mir jetzt eine Enttäuschung angesichts dieser Unterwürfigkeitsorgie,
die als Porträt oder Nachruf daherkommt. Der Herr K. war ein
Machtmensch durch und durch, der all seine potentiellen Widersacher
aus dem Weg geräumt hat und uns einen Stillstand in jeder Hinsicht
beschert hat. Er war sogar der Verwalter des Stillstands. Dies
festzustellen geziemt sich natürlich nicht jetzt, in diesem Moment,
in dem das feierliche „Gedenken“ regiert. Wow, die Lügen der
Politik und des Politikbetriebs zu analysieren, ihre Techniken und
Mechaniken zu studieren, wann gibt es einen besseren Zeitpunkt dafür
als dann, wenn ein allgemeines Interesse noch einmal kurz aufflammt?
Wenn nicht jetzt, ja wann denn dann? In den früher oder später
abgehaltenen Seminaren irgendwelcher Hochschulen? In den Hinterstuben
der Politik? In den Kreisen jener „Eliten“, die sich ja ohnehin
immer in ihrer politischen Korrektheit einig sind? Der Herr K. war
doch beispielhaft einer derer, die sich immer und überall
durchgesetzt haben. Er war der personifizierte „Wille zur Macht“,
der sich letztenendes in seinem Größenwahnsinn sogar über dem
Grundgesetz stehend empfand. Einer, der seine Macht wie
selbstverständlich für sich in Anspruch nahm, ein Mann des letzten
Jahrhunderts, der die Chancen, die sich ihm boten, im Einklang mit
dem Zeitgeist und als Opportunist weidlich für sich ausnutzte. Der „große Europäer“? Nun ja, trotz aller Orden und Ehrentitel: Nicht nur seine „späten Jahre“ dürften hier einiges relativiert
haben...
„Jetzt ist nicht der Moment, sich mit dieser -
allenfalls - „Fußnote der Geschichte“ zu befassen, so erfahre
ich über die Rechtsverletzung, mit der er sein „Außerhalb des Gesetzes stehen“
bräsig und trotzig vertrat. Er war ja nach seinem Selbstverständnis
schließlich „ein Beweger der Geschichte“, ein „ganz
Großer“, dem das zustand, was er sich selbst zustand.... Dass er offenbar überall „Loyalität“ verlangte
und abforderte, dass er die "Einheit" mitzunehmen und geschickt umzusetzen verstand, wird ihm von heute aus in diesen Sendungen als
Kennzeichen großer Staatskunst gedeutet. Als „Glücksfall der
Geschichte“ und der Menschenführung. Was das bedeuten konnte, wirkt
womöglich bis heute nach. Dass er Vertrauensverhältnisse aufbaute,
um sie schließlich politisch zu nutzen und auszunutzen, hat dem
„Herrn K.“ große Verdienste gebracht, so heißt es. Auf
„Augenhöhe der Geschichte“ aber schien mir der Herr K genauso
ein Getriebener wie der Herr G., mit dem er sich so gut und von
tausend kuscheligen PR-Bildern gestützt verstand (auch der Herr G.
wird nicht unbedingt aufgrund seiner Herzensgüte im Machtapparat
seiner Partei und seines Landes so weit gekommen sein..... Sie, die
beiden Herren, waren wohl auf „einer Augenhöhe“, wie es
heutzutage so oft heißt)
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