Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 17. Juni 2017

Politiker, Machtmenschen und ihr Tod

Herb gestaunt habe ich gestern abend ob dieser unerträglichen Verherrlichung eines rücksichtslosen Machtmenschen. Eine solche haltlose Verherrlichung und Anbetung hat wohl auch mit der gesellschaftlichen Unfähigkeit zu tun, mit dem Tod als Teil des Lebens umzugehen. Diese Gesellschaft liebt den Kitsch und die gezielte Verdrängung als peinliche Selbstüberhöhung. Realistisches „Gedenken“ scheint ihr unmöglich und fehl am Platze, besonders angesichts von Politikern, die sich als Vollzugsorgane der Geschichte gerieren.
Als einer, der sich vom „Herrn K.“ auf diese oder jene Art hat prägen lassen müssen, muss ich zu bedenken geben, dass ich vieles ganz anders als in diesen Sendungen dargestellt erfahren habe. Ich habe es anders erlebt. Dies beschert mir jetzt eine Enttäuschung angesichts dieser Unterwürfigkeitsorgie, die als Porträt oder Nachruf daherkommt. Der Herr K. war ein Machtmensch durch und durch, der all seine potentiellen Widersacher aus dem Weg geräumt hat und uns einen Stillstand in jeder Hinsicht beschert hat. Er war sogar der Verwalter des Stillstands. Dies festzustellen geziemt sich natürlich nicht jetzt, in diesem Moment, in dem das feierliche „Gedenken“ regiert. Wow, die Lügen der Politik und des Politikbetriebs zu analysieren, ihre Techniken und Mechaniken zu studieren, wann gibt es einen besseren Zeitpunkt dafür als dann, wenn ein allgemeines Interesse noch einmal kurz aufflammt? Wenn nicht jetzt, ja wann denn dann? In den früher oder später abgehaltenen Seminaren irgendwelcher Hochschulen? In den Hinterstuben der Politik? In den Kreisen jener „Eliten“, die sich ja ohnehin immer in ihrer politischen Korrektheit einig sind? Der Herr K. war doch beispielhaft einer derer, die sich immer und überall durchgesetzt haben. Er war der personifizierte „Wille zur Macht“, der sich letztenendes in seinem Größenwahnsinn sogar über dem Grundgesetz stehend empfand. Einer, der seine Macht wie selbstverständlich für sich in Anspruch nahm, ein Mann des letzten Jahrhunderts, der die Chancen, die sich ihm boten, im Einklang mit dem Zeitgeist und als Opportunist weidlich für sich ausnutzte. Der „große Europäer“? Nun ja, trotz aller Orden und Ehrentitel: Nicht nur seine „späten Jahre“ dürften hier einiges relativiert haben...
Jetzt ist nicht der Moment, sich mit dieser - allenfalls - „Fußnote der Geschichte“ zu befassen, so erfahre ich über die Rechtsverletzung, mit der er sein „Außerhalb des Gesetzes stehen“ bräsig und trotzig vertrat. Er war ja nach seinem Selbstverständnis schließlich „ein Beweger der Geschichte“, ein „ganz Großer“, dem das zustand, was er sich selbst zustand.... Dass er offenbar überall „Loyalität“ verlangte und abforderte, dass er die "Einheit" mitzunehmen und geschickt umzusetzen verstand, wird ihm von heute aus in diesen Sendungen als Kennzeichen großer Staatskunst gedeutet. Als „Glücksfall der Geschichte“ und der Menschenführung. Was das bedeuten konnte, wirkt womöglich bis heute nach. Dass er Vertrauensverhältnisse aufbaute, um sie schließlich politisch zu nutzen und auszunutzen, hat dem „Herrn K.“ große Verdienste gebracht, so heißt es. Auf „Augenhöhe der Geschichte“ aber schien mir der Herr K genauso ein Getriebener wie der Herr G., mit dem er sich so gut und von tausend kuscheligen PR-Bildern gestützt verstand (auch der Herr G. wird nicht unbedingt aufgrund seiner Herzensgüte im Machtapparat seiner Partei und seines Landes so weit gekommen sein..... Sie, die beiden Herren, waren wohl auf „einer Augenhöhe“, wie es heutzutage so oft heißt)  

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