Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 24. Juni 2017

Oldtimer-Träume von alten Zeiten

Es fahren jetzt ziemlich viele Oldtimer-Cabrios umher. Aufgemotzte VW-Käfer, überarbeitete Opel Kadett und aufgehübschte Renault Alpines. Und da! Ein Triumph Spitfire! Gleichzeitig sind TV-Sendungen Quotenhits, in denen dreckig-speckige Figuren erst Liebhaberkisten günstig listig kaufen und dann mit Kennermiene erklären, wo und wie nachgerüstet werden muss. Was das wohl bedeutet? Ist es Ausdruck einer Erbengeneration oder eines nostalgischen Feelings? Oder beides? Gilt es, hinein zu fahren in eine Vergangenheit, in der Autos noch eine Identität hatten, in der sie charakterstark etwas bedeuteten und nicht nur anonym globalisierte Kisten waren, die einen möglichst protzig PS-stark und anmaachig verkleidet von einem Punkt zum anderen bringen sollten? Da ist die Erbengeneration, die mit ihrem Geld etwas anfangen muss und der die derzeitige Geldanlage in Europa zu ungünstig erscheint. Also wird in Sachwerte investiert: Immobilien, aber auch – dies hier! Wow! - alte Autos. Ihre Wertsteigerung sei so gut wie sicher, heißt es. Da weiß man, was man hat: jedenfalls haben's gewisse Kreise, die nicht wissen, was sie mit ihrem Geld anfangen sollen. Und: Das Besondere ist dadurch auch gewährleistet. Man stellt sich dar als der Besitzer von etwas Außergewöhnlichem, als einer, der Geschmack und Stil hat. Es beschleicht einen beim einen oder anderen dieser flotten Autolenker mit Datschkapp und heißer Schnecke neben sich ein Gefühl des Mitleids, wenn etwa der Regen doch noch einsetzen sollte und die mondänen Fahrer weit und breit kein Rückzugsgebiet finden. Hm, was dann? Nun ja, hierzulande gibt es Schlimmeres. Die Fahrzeuge wurden ja rechtzeitig modernisiert und verfügen über umfangreiche Einrichtungen dafür. Man soll langsam fahren und es gleiten lassen, ist in der nächsten TV-Sendung zu erfahren, die vor allem teure Modelle vorstellt und die bekannten italienischen Marken als zu alltäglich ausspart. Ja sind jetzt alle Millionäre geworden?  

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