Vorsicht scheint geboten, wenn Politiker das Wort
„Reformen“ gebrauchen. Gestern hat Königin Elisabeth II. das
Regierungsprogramm ihrer Premierministerin Frau May verlesen. Diese
wollte ja eigentlich „durchregieren“ und einen harten Brexit
vollziehen. Ihr Wahlkampf sollte das mit einem Erdrutschsieg ihrer
Partei unterfüttern. Im Rahmen ihres grottenschlechten Wahlkampfes
soll sie auch eine „Demenzsteuer“ gefordert und dies als „Reform
der Pflegesteuer“ verkauft haben. Dass dadurch viele Alte hätten
ihr Häuschen verkaufen müssen, um ihre Pflege auch nur ansatzweise zu sichern, dass
ihnen auch darüber hinaus Zuschüsse gestrichen worden wären, ist
Frau May in ihrem Wahlkampf wohl nicht so recht wohl bekommen. Dass
auch nach Erhebungen von Meinungsforschungsinstituten der Brexit vor
allem von den Alten gewählt worden ist, beißt sich schon bei
oberflächlichster Betrachtung mit den konservativen Wahlzielen. Aber wahrscheinlich hat Frau
May ein Heer von Beratern gehabt, die dazu keine dezidierte Meinung
geäußert haben. Jedenfalls scheint sie erstmal mit ihrer
„Demenzsteuer“ gescheitert zu sein. Doch schon erheben sich die
Stimmen der neoliberalen und wirtschaftskonformen Geldsäcke, die nach dem Erdrutschsieg von Macrons
Partei/Bewegung von ihm jetzt die oft versprochenen „Reformen des
Arbeitsmarkts“ fordern. Das darunter auch die erhebliche Kürzung
der Sozialausgaben verstanden wird, sowie die Rücknahme der
35-Stunden-Woche zugunsten einer 40-Stunden-Woche, scheint dabei klar zu
sein. Die Vertreter der Wirtschaft fordern solche Dinge schamlos und zeigen
hiermit, wohin eine Abwärtsspirale der Sozialausgaben sowie der
zugehörigen Reformen wie in Deutschland führen kann. Lohndumping, wie hierzulande im Rahmen der Agenda 2010 durchgeführt, soll dann als
„Reform“ verkauft werden. Klingt doch besser als Kürzung. Dass diese Bewegung der neoliberalen "Reformen" immer weiter und weiter gehen soll, dass sie tatsächlich einer nach unten führenden Spirale gleicht, wird dabei gerne verschwiegen. Auch Griechenland scheint dafür ein ziemlich einleuchtendes Anschauungsbeispiel zu sein.
Politikersprech scheint hier den allgemeinen Sprachgebrauch überwölbt
zu haben. War „Reform“ einst etwas Hoffnungsvolles und in die
Zukunft Gerichtetes gewesen, so steht das Wort heute für
eiskalte neoliberale Maßnahmen, denen vor allem die unteren
Einkommensschichten ausgeliefert sind. „Wettbewerb“ ist in diesem
Zusammenhang auch ein Modewort, das eiskalten Verdrängungs“wettbewerb“
kaschieren soll. "Marktkonforme Demokratie" scheint dabei ein Ziel zu sein, das womöglich erhebliche gesellschaftliche Kosten wird.
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