Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 9. Juni 2017

Tiere verstehen

Die Nutzung von Tieren abschaffen? Tierrechtsdenken? (Geht bis in die Aufklärung zurück) Im angelsächsischen Raum wurde aus der puritanischen Bewegung heraus ein verändertes Verhältnis zum Tier gefordert. Besonders stark ist dies bei den Quäkern der Fall. Sie heben ein besonders sensibles Verhältnis zum Tier aufgrund einer theologischen Begründung: Durch die Erbsünde ist das ganze Leben zu Mühsal und Plackerei geworden. Adams Verfehlung hat das menschliche Leben schlecht gemacht. Tiere können nichts dafür, dass der Paradiesgarten auch für Tiere vorbei ist. Sie sind die unschuldig Mitgefangenen von menschlichen Verfehlungen. Deswegen haben wir besonders sensibel und vorsichtig mit ihnen umzugehen. In der klassischen Schöpfungsgeschichte im Alten Testament wird alles, was kreucht und fleucht, für den Menschen gemacht. Der Mensch steht im Mittelpunkt allen Tuns. Das alles stammt historisch gesehen aus dem Leben von Halbwüstenbewohnern, die etwa ein ganz anderes Leben als die Ägypter damals hatten. Im alten Ägypten sah es aus wie in der Serengeti: da gab es Nashörner, Löwen, Antilopen und andere. In den Halbwüsten hingegen gab es ganz wenig Tiere. Jedes Tier stellte eigentlich nur eine Gefährdung der Herde dar. Das zog ein ganz anderes Verhältnis zum Tier nach sich. Die Utilitaristen in Gestalt des Jeremy Bentham hatten auch etwas dazu zu sagen. Er schrieb 1789: „Die Frage ist nicht, ob die Tiere denken können. Die richtige Frage wäre: können sie leiden?“. Trotzdem hatte er kein Problem damit, dass man Tiere gegessen hat. Er meinte wohl, dass es für die Tiere nicht wirklich schön sei, wenn sie gehalten würden, um sie zu verspeisen. Aber andererseits sei es ja auch gut, dass die Leute Fleisch essen. Nach einer Abwägung kam er zu dem Schluss, dass es gar so viel Leiden es vielleicht nicht sei. Alles in allem sei das dann in Ordnung.

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