Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 31. Dezember 2016

Essen an Silvester

Silvester und Altjahrabend: da ist Fressen und Saufen angesagt. All das leckere Zeugs, das einem dafür vorschwebt. Spass. Genuss. Wohlsein und Wellness. Rakete zu den Sternen. Doch wie wird das Fressen bei uns schon bald aussehen? Wer will denn wissen, dass die Hälfte der Lebensmittel in den Industrienationen weggeworfen wird? Würde es weniger Fleisch machen, wenn dadurch mehr Menschen weltweit satt würden? Vielleicht erstmal auf einen Teil verzichten? Mal nachdenken darüber..... Forscher haben ausgerechnet, dass jedem Erdenbürger etwa 1500 Quadratmeter an Erde für die Ernährung zur Verfügung stehen. Doch wir essen hier viel zu viel Fleisch. Dadurch wird von Unsereinem etwa 1800 Quadratmeter im Jahr in Beschlag genommen. Allein 40 % davon braucht man, um davon Tiere zu ernähren, deren Fleisch wir anschließend essen (im Durchschnitt etwa 1100 g pro Woche). Gibt es ernsthafte Alternativen? Darüber wird bald ein wenig ernsthafter nachzudenken sein. Vegetarisch, vegan - noch ist das ein Modethema für die „Besserverdienenden“! Trotzdem mal probieren..... aber halb so viel Fleisch zu essen? Statt 1100 Gramm nur noch etwa 600 Gramm pro Woche? Die dafür benötigte Ackerfläche würde immerhin auf 1550 Quadratmeter sinken. Hm, immer noch ein bisschen zu viel! Lösungen? Insekten essen. Ansätze dazu gibt es. Daraus wird wohl bald mehr werden. Mehlwürmer beispielsweise oder Heuschrecken? Um 1000 g Kartoffeln zu produzieren, braucht man einen Viertel Quadratmeter Acker. Für dieselbe Menge Schweinefleisch 10 Quadratmeter. Und für ein Kilo Rindfleisch 30 Quadratmeter Erde.
Würmer züchten? Sie groß werden lassen? Sie werden bereits in großen Kisten gezüchtet, und zwar einigermaßen artgerecht. Es wird behauptet, dass sie es sogar gerne haben, in großen Verbünden übereinander her zu krabbeln. Kein Problem. Wenn zuviel in einer Kiste sind, wachsen sie weniger schnell. Um ein Kilo Fleisch herzustellen, braucht man bei Insekten vier mal weniger Futter als bei Rindern. Noch dazu verursachen sie wesentlich weniger Treibhausgase. Der Einsatz von Hormonen oder Antibiotika wäre überflüssig. Dafür sind Insekten wahre Proteinbomben.... Aber jetzt erst mal das Silvester-Steak....

Freitag, 30. Dezember 2016

Schopenhauer über den Tod

Nach Allem inzwischen, was über den Tod gelehrt worden, ist nicht zu leugnen, daß, wenigstens in Europa, die Meinung der Menschen, ja oft sogar des selben Individuums, gar häufig von Neuern hin und her schwankt zwischen der Auffassung des Todes als absoluter Vernichtung und der Annahme, daß wir gleichsam mit Haut und Haar unsterblich seien. Beides ist gleich falsch: allein wir haben nicht sowohl eine richtige Mitte zu treffen, als vielmehr den höheren Gesichtspunkt zu gewinnen, von welchem aus solche Ansichten von selbst wegfallen.
Ich will, bei diesen Betrachtungen, zuvörderst vom ganz empirischen Standpunkt ausgehn. – Da liegt uns zunächst die unleugbare Thatsache vor, daß, dem natürlichen Bewußtseyn gemäß, der Mensch nicht bloß für seine Person den Tod mehr als alles Andere fürchtet, sondern auch über den der Seinigen heftig weint, und zwar offenbar nicht egoistisch über seinen eigenen Verlust, sondern aus Mitleid, über das große Unglück, das Jene betroffen; daher er auch Den, welcher in solchem Falle nicht weint und keine Betrübniß zeigt, als hartherzig und lieblos tadelt. Diesem geht parallel, daß die Rachsucht, in ihren höchsten Graden, den Tod des Gegners sucht, als das größte Uebel, das sich verhängen läßt. – Meinungen wechseln nach Zeit und Ort; aber die Stimme der Natur bleibt sich stets und überall gleich, ist daher vor Allem zu beachten. Sie scheint nun hier deutlich auszusagen, daß der Tod ein großes Uebel sei. In der Sprache der Natur bedeutet Tod Vernichtung. Und daß es mit dem Tode Ernst sei, ließe sich schon daraus abnehmen, daß es mit dem Leben, wie Jeder weiß, kein Spaaß ist. Wir müssen wohl nichts Besseres, als diese Beiden, werth seyn“.

(Artur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung) 

Donnerstag, 29. Dezember 2016

Arm und Reich (3)

Ungleiche Verhältnisse zerstören die soziale Kohäsion, also die Bindung zwischen den Menschen in einer Gesellschaft. Das lehrt nicht nur die Soziologie, sondern auch die Philosophie. Wohlhabende Menschen und solche mit einem bescheidenen Einkommen führen ein völlig unterschiedliches Leben. Sie wohnen und arbeiten an verschiedenen Orten, kaufen nicht in denselben Geschäften dieselben Dinge, die Kinder besuchen nicht dieselben Schulen und spielen auch nicht zusammen. Das tut der Demokratie nicht gut. Gefordert ist keine Gleichheit, sondern ein „Sich-gegenseitig-begegnen“ von Menschen mit unterschiedlichen sozialen oder wirtschaftlichen Hintergründen. So stellt man sich Fragen über das Gemeinwohl, so lernt man zu verhandeln, zu diskutieren und Lösungen zu finden. Die Ungleichheit zerstört das Gefühl, dass wir alle im selben Boot sitzen. Ein großes gesellschaftliches Problem ist die Armut. Das bedingungslose Grundeinkommen ist eine Art, die das Problem vielleicht lösen könnte. Das Geld muss neu verteilt werden, auch im Horizont einer völligen Neubewertung dessen, was Arbeit im digitalen Zeitalter sein könnte. Es gilt nicht unbedingt, die Ungleichheit zu reduzieren. Wenn sich letztlich aber jeder würdig behandelt fühlt, wenn jeder fühlt, dass er das Notwendige zum Leben hat und die Möglichkeit, sich in die Gesellschaft zu integrieren, an ihr teilzunehmen, um sich für oder gegen etwas entscheiden zu können, könnte auch das Gefühl der Ungleichheit abnehmen. Wenn jemand sein Leben selbstbestimmt führen kann, wird er sich nicht ständig mit anderen vergleichen, es geht nnicht immer um das mehr oder weniger haben. 

Mittwoch, 28. Dezember 2016

Die Geschichte fließt langsam

Bei einem Blick in die Geschichte frage ich mich oft, was sich geändert hat, wo der Fortschritt liegt. Vielleicht nehmen die Dinge eine andere Form an. Jawohl, Fortschritt gibt es ohne Zweifel! Aber er nimmt eine andere und gemächlichere Form an, als es scheint und im Interesse gewisser Kreise zu liegen scheint...... ja, es gibt immer noch „die da oben“ und „die da unten“, obwohl es auf diese Weise gar nicht notwendig wäre. Merkel & Co. sind nur eine verkappte Form des Gestern. Alte Hierarchien sollten die Klasse der Bestimmer gegenüber den Bestimmten rechtfertigen und bestärken. Früher Kaiser und König, heute Geschäftsführer, Politdarsteller und Vorstandssprecher. Das Volk hat dabei als Ausweg auch diesem oder jenem Führer zugejubelt. Es war ganz klar ein Irrweg. Ja, die Weisheit liegt nicht immer nur beim Volk. Logo. Aber auch nicht bei der Klasse der Mächtigen und den sich als "Elite" Fühlenden. Es ist wohl eine dauende Auseinandersetzung, die sich allmählich bei steigendem Informations- und Transparenzgrad auf die Seite der Bestimmten neigt. Revolutionsgeschwätz stört da nur. Aber Transparenz wäre wichtig. Dass Abgeordnete und Parlamente da ein korruptes Spiel zu spielen scheinen, ist dem Übergang geschuldet. Es wird eines Tages nicht mehr stattfinden, weil im Informationszeitalter ohnehin alles heraus kommt, was früher unter der Decke gehalten wurde. Auch falsche Strukturen. Sogar Wikileaks scheint hier ein bisschen ein Lehrstück zu sein, auch wenn ihr Protagonist sich ungebührlich aufgebläht hat und sich dafür verteufeln lassen muss. PR-Agenturen und Öffentlichkeitsbearbeiter sorgen dann dafür, dass der Schatten auch auf das Projekt Wikileaks und andere derartige Phänomene (Edward Snowden?) fällt..... nun ja, auch dies ein Phänomen des Übergangs. Jetzt ist heraus gekommen, dass BER mal wieder verschoben wird. Es wurde bekannt gegeben. Es wird ja dauernd verschoben und ist eine Art „Running Gag“ geworden. Eine Lachnummer mit Kosten. Ein paar Milliarden hin oder her, so etwas lassen die Mächtigen (natürlich nie explizit) verlauten. Es ist ein einziges Schelmenstück, dessen immer größer werdende Kosten „der Steuerzahler“ zu tragen hat. Dass Frau Christine Lagarde (die heutige IWF-Chefin und frühere französische Finanzministerin) ein paar 400 Millionen so eben mal ein bisschen „veruntreut“ hat, macht auch nichts. Zahlt ja der Steuerzahler. Sie hat es ja einem ohnehin Besitzenden gegeben. Die elegante grauhaarige Dame mit ihren aristokratisch arroganten Gesichtszügen macht ja einen schwierigen Job! Wirklich? Ob sie auch die ENA (Ecole Nationale d'adminstration) besucht hat, die in Frankreich die obligatorische Eingangsschranke der besitzenden und mächtigen Klasse ist? Ob die Akademikertochter dadurch von vornherein zu den Bestimmenden gehört hat? 

Dienstag, 27. Dezember 2016

Weihnachten und seine Folgen

Die Schlacht ist erst mal wieder geschlagen. Weihnachten vorbei. Umsätze sind eingefahren, Profite gemacht, Rekorde vermeldet. Familienstreit: same procedure as every year. Die ewig Gleichen beklagen das, die ewig Gleichen bejubeln das. In den identischen Worten. Einzelhändler ziehen Bilanz. Großhändler sind gut gelaunt. Händler. Geschäftemacher. Dauergrinser. Weihnachten liegt fast schon hinter uns. Ein Fest der Christen. Ein bisschen entglitten ins Kommerzielle, wie manches andere auch. Aber Grundwerte! Christliches Abendland! Es ist „Zwischen den Jahren“. Die Lichterketten werden nach und nach abgehängt, die neuen Smartphones ausprobiert, es kommt Silvester auf uns zu und dann Karneval. Das Jahr 2017 zieht ein und so manchen mag das „normal“ vorkommen. Doch wir könnten die Vergänglichkeit des Augenblicks beklagen, auch in jungen Jahren. Es wäre ein Ausweis des Überblicks. 2016 ist Geschichte. Eben erst angefangen. Oder wir könnten uns neu unseren Mitmenschen zuneigen, könnten entdecken, dass jenseits dieses Neoliberalismus ein neuer Altruismus liegt, eine Empathie. Ein Mitgefühl. Weihnachten könnte etwas bewirkt haben. Dieses Scheisgefühl, dass man jederzeit sozial absteigen könnte in ungeahnte Tiefen, könnte etwas abgenommen haben, weil da ohnehin keinerlei Sicherheit gegenüber diesen Alphawesen ist. Diese machen ja auch die Politik. Wer am rücksichtslosesten und durchsetzungsfähigsten ist, kann als Mann seine Gene an die attraktivsten Weibchen weitergeben, - so ein scheinbares Naturgesetz, das freilich in letzter Zeit einige Löcher bekommen hat. Komplexe Verhaltensweisen liegen nie nur in den Genen begründet, sondern entstehen durch eine Wechselwirkung zwischen Umwelt, Lebewesen und Gen. Dabei zeigen viele Lebewesen überraschend kooperatives Verhalten. Sich in jemand hinein versetzen, ihn zu verstehen und für sein Wohl zu handeln, scheint ein Element der Evolution zu sein. Interdependenz, d.h. eine wechselseitige Abhängigeit, scheint insbesondere bei Säugetieren, ein verbreitetes Phänomen zu sein. Belohnungen und Bestrafungen sind miteinander verbunden. Wir kümmern uns von Natur aus um das Schicksal der anderen, weil es mit uns verbunden ist, ja, weil wir abhängig davon sind. Aber gilt nicht das Prinzip „survival of the fittest“? Dass die Evolution vom Konkurrenzverhalten angetrieben ist? Selbstsüchtigkeit ist keine zwingende Folge. Interdependente Partnerschaft ist für eine Situation, in der jemand von anderen abhängig ist, möglicherweise ein wichtiges Prinzip. Kooperation als Evolutionsprinzip? Muss nicht „jeder gegen jeden“ bedeuten. Insbesondere der Mensch ist wohl ein kooperatives Wesen, das auch dadurch in der Evolution erfolgreich war. Letztenendes hat sich dadurch auch so etwas wie Moral und schließlich eine Liebe, eine selbstlose und ziemlich natürliche Zuneigung zum Andern entwickelt.  

Montag, 26. Dezember 2016

Nachruf auf Personen

Scheise, jetzt ist auch noch George Michael gestorben! Ein Gesicht, eine Person, die uns getroffen hat, die in unseren Alltag gekommen ist, die sich hinein geschlichen hat, mit kitschigem Zeugs, aber auch mit der großen und manchmal waghalsigen Inszenierung seiner Person. Der Popsänger war 53. Erst? Aber das ist „nur“ das Individuelle. Dies Individuelle scheint ja auszusterben, keineswegs nur im Bereich der Popmusik. Einzelne Charakter haben keine Chance mehr. Auf allen Gebieten. An ihre Stelle sind Kollektive getreten, Think Tanks, Konzerne, Verbände mit ihren Vertretern, Medienagenten der Agenturen, aus denen heraus Meinungen geäußert werden, die aber keine Wagnisse hervor bringen, umgrenzte Verhaltensmuster, auf Personen gerichtete Ideen. Was gilt ist die verkaufsträchtige Idee. Es soll hier kein Loblied auf George Michael gesungen werden, der ja auch ein Meister des merkantilen Abgreifens solcher Emotionen war (erinnert werden soll nur an den jüngst wieder oft gespielten Wham-Song „Last Christmas“. Jetzt ist das wirklich seine „Last Christmas“ geworden.) 2016 war ein furchtbares Jahr, so höre ich allerorten den gängigen Klischees entsprechend. Doch es ist zu befürchten, dass 2017 nicht besser wird. Und ist nicht vor kurzem auch noch Rick Parfitt gestorben, jener blonde Dauer-Gitarrist von Status Quo? Wie oft hat er uns musikalisch abgeschrubbt? Sie gehen alle, in Aleppo sind sie namenlos gestorben, hierzulande haben sie sich in Prominenz gesonnt. Je her die Welt grauer und anonymer wird, desto verspannter und verzweifelter werden die Ersatzgesichter gesucht. Auf allen Gebieten ist die Suche nach Identität und Personalisierung angesagt, die Institution des It-Girls feiert Urständ und die D-Prominenten rücken mit Geschwafel nach vorne. Fußballspieler gewinnen Namen mit Gesichtern, um dann mit Kohle überschüttet zu werden, die viele dann auch noch in Steueroasen verfrachten oder mit seltsamen Beratern durchbringen. Ratgeber aller Kanäle weisen den Weg zur Selbstverwirklichung. Coaches sind in, Berater sowieso. Orientierungssuche ist angesagt. Das RTL-“Dschungelcamp“ wird uns bald wieder mit ein paar heruntergekommenen Figuren überraschen, die im medialen Ausgeliefertsein menschliche Züge gewinnen sollen. Das ist die neue Realität, die sich im Jahr 2017 genau in diesen Zügen wohl noch verstärken wird. Wüste ist angesagt, graues Machen und Tun, ungewisse Zuordnungen. Von Menschen als gestylten Gegenständen.   

Freitag, 23. Dezember 2016

Alles Spam

Ich habe Spam-Mails in meiner Mailbox. Penisverlängerungen, Viagra und andere, Kreditangebote, Frauen, Lottogewinne - tausend Arten, ein wenig Geld aus mir zu quetschen, Sehnsüchte, Wünsche und Schwächen nutzen, verlocken, zu etwas reizen. Natürlich sind wir alle längst ausgerechnet, berechenbar, durchschaubar. 100000 abgesandt, 2 funktionieren. Eine gute Quote, oder? „Direct Mailing“, wir sind unterm Hammer industriell eingesetzter Kräfte, der Werbung und des Marketing. Wir sind die Formel des Konsums, die clevere Geschäftemacher nutzen. Da ist viel Plumpheit und Peinlichkeit. Man braucht da Humor, wenn man reinliest. Diese Leute geben sich anpassungsfähig, machen was aus den Daten, die sie haben. Die sind so richtig smart, gehen auch über Facebook und Twitter, Google hat meine Daten ja sowieso. Irgendwie gab es das schon früher, im Postkasten. Diese komischen Anschreiben, vollkommen maschinell erstellt. Märchen für schwache Gemüter, Vorstellungen wurden angesprochen und abgerufen. Reisen. Kaffeefahrten. Ängste auslösen, Linderung versprechen. Das Angebot liegt bei. Gesperrte Kreditkarte, Schufa, - bourgeoise Begehrlichkeiten und Bedürfnisse wecken. Schlechtes Deutsch, - oft. Aber gut eingebettet in die deutsche Wirklichkeit. 

Donnerstag, 22. Dezember 2016

Djuna (MP3)

Djuna

Lange ist's her: Ich las damals viel von Djuna Barnes und es gingen mir ihre Bilder dauernd durch den Kopf.
Das hat meinen Song stark geprägt. Es treten darin auch Personen aus Barnes' Text "Nachtgewächs" auf.......


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Djuna

Mittwoch, 21. Dezember 2016

Fußballschäume

Wenn es nicht so lächerlich wäre! Empörung kommt allerorten auf, weil RB Leipzig jetzt in der Bundesliga so weit vorne agiert. Ein Verein, der fürs Sponsoring existiert, der ursprünglich wohl für die Brausedose Red Bull gegründet sich jetzt Rasenballsport nennen lässt. Die Initialen RB sind geblieben. Und das alles in einem Neuen Bundesland! Alles neu?..... Möglicherweise ist die Entwicklung sehr konsequent: vor Jahren schon hat es der Software-Milliardär Dietmar Hopp im "Spitzen"-Fußball mit seiner TSG Hoffenheim vorgemacht: Modernes Mäzenatentum! Auch sein Verein ist derzeit nicht wenig "erfolgreich". Die etablierten Vereine aber schäumen und wollen unbedingt als Bewahrer des Schönen, Wahren, Guten gelten. Nein, sie sind nicht zu einem nicht unerheblichen Teil aus Betriebssportgruppen großer Konzerne hervor gegangen!. Nein, sie haben sich nicht längst zu Aktiengesellschaften gewandelt, die mit den Sehnsüchten nach Identität handeln. Nein, diese "Traditionsvereine" dienen, - natürlich gegen Kohle!, - nicht Großkonzernen, die jederzeit absolut Philantropisches im Schilde führen! Der Mensch braucht unter anderem ja Gas und vieles andere! Nein, sie haben nicht reihenweise die Namensrechte an ihren Fußballstadien an finanzstarke Konzerne verkauft! Nein, ihre Vorsitzenden haben sich nicht bei großflächigem Steuerbetrug erwischen lassen! Auch die erfolgreichsten ihrer Balltreter-Vertreter haben sich nicht per Footballleaks beim gut beratenen Steuerbetrug erwischen lassen müssen und werden trotzdem bei einschlägigen Wahlen zum Besten der Besten immer wieder ganz nach vorne gewählt!  Die Vorsitzenden außergewöhnlich traditionell begründeter Verein sind auch keine Fleischfabrikanten oder ausgediente Manager großer Firmen! Iwo! Das wäre doch nochmal so schön! Das alles zusammen ist ja ohnehin so richtig moralisch, werthaltig und enstehungsgeschichtlich wertvoll! Traditionell halt.......

Sonntag, 18. Dezember 2016

Labyrinth (1)

Labyrinthe faszinieren immer noch. In jeder Form. Wie sind sie gestrickt? Was bewirkt ihre Wirkung auf uns? Was sagt beispielsweise die Antike zum Symbol des Labyrinths? Unter anderem bedeutet es Initiation, Einführung in die Welt. Es ist ein Ort des vertraut Werdens mit der Tradition des Stammes und der Selbsterfahrung. Der Weg ins Zentrum ist mühsam und verlangt eine gewisse Reife. Im Zentrum ist der Mensch vollkommen mit sich alleine. Die Umkehr und das Heraustreten bedeuten einen geläuterten Neubeginn. Der Weg!? Wo ist er? Es ist der symbolische Pfad des Lebens: Anfang und Ende, verschlungener Weg und klares Ziel sind in der Form des Labyrinths inbegriffen. Das Leben schafft das Bewusstsein eines Kreislaufs: In alten Kulturen existierte ein Glaube an den ewigen Kreislauf von Leben. Jahreszeiten. Geburt und Tod. Der Weg führt in den Tod und daraufhin in die Wiedergeburt (Umwendung im Zentrum und Ausgang aus dem Labyrinth). Heraklit sagt: „Der Weg hinab und der Weg hinauf ist derselbe“. Das Labyrinth ist aber auch eine magische Figur, die einen unangreifbar machen soll. Der Feind wird auf den langen und verschlungenen Wegen entmutigt und erschöpft. 

Samstag, 17. Dezember 2016

Werbung und Entgrenzung

Henri Nannen, der längst verstorbene hochberühmte Journalist und Redaktionsleiter, sagte einst, zu besseren Zeiten der Printzeitungen: „Aufgabe der Redaktionen ist es, den von den Anzeigenredaktionen frei gelassenen Raum zu einem von der Herstellung bestimmten Termin in einer für den Vertrieb geeigneten Weise zu füllen“. Und was verschafft den Raum für die Journaille? Anzeigen? Werbung? Anpreisungen? Der Journalismus scheint, wie er für sich selbst behauptet, etwas mit Inhalten zu tun zu haben. Die Werbung freilich hat inhaltlich allzuoft nichts mit den Produkten zu tun, für die sie Reklame macht, - schon gar nichts mit inhaltlicher Information. Die Bundesrechtsanwaltsverordnung bemerkt dazu, dass Werbung eine „allgemeine Anpreisung ohne sachlichen Inhalt“ sei. Die Versprechen, die sie macht, sind die Mittel eines permanenten Misstrauens, das desillusionierender ist, als es je eine zuvor war. Sie hält von den Dingen, die sie bewirbt, - nichts. Productplacement ist allzu oft ein Eingeständnis, dass niemand die von ihr beworbenen Produkte eigentlich braucht. Sie befördert die grenzenlose Produktion, - oft mit eingebauter Obsoleszenz - der kein Konsum mehr gewachsen ist. Das Endziel ist dann sowohl Leichenhalle also auch Müllhalde des Überflüssigen. Exzess ist das Ziel. Technologische Innovationen, wie etwa die digitale Revolution, forcieren auf der Produzentenseite eine überproduktive Arbeit, gekoppelt mit einer Abnahme der Arbeitsmöglichkeiten, der keine Expansion des Konsums mehr gewachsen ist. Wachstumsgrenzen werden zwar erreicht, doch in erster Linie stößt nicht die Produktion darauf, sondern der Konsum. Die Werbung zaubert für jedes Bedürfnis eine Nachfrage aus dem Hut. Aber um welchen Preis? Was fehlt, ist, dass etwas fehlt. Ein Trick der Werbung, der mir zuletzt oft aufgefallen ist, geht so: Es werden Spots produziert, die scheinbar aus dem Alltag zu kommen scheinen, mit allen Unvollkommenheiten, Versprechern, unbeholfenen Gesten usw. Diese Figuren empfehlen dann ein bestimmtes Produkt, eine bestimmte Marke in diesem unbedarften Alltagsdeutsch, das sich selbst beglaubigt und weit vom Werbedeutsch entfernt zu sein scheint, das ja immer mehr meint, als es sagt. Auch die sogenannten „Offenen Briefe“ gehören in diese Kategorie: reiner Inhalt, zum Nutzen und Frommen einer ganz bestimmten Meinung, hinter der manchmal auch Interessen und spendenfreudige Konzerne stehen.

Donnerstag, 15. Dezember 2016

Leben und Tod

"So weilt Alles nur einen Augenblick und eilt dem Tode zu. Die Pflanze und das Insekt sterben am Ende des Sommers, das Thier, der Mensch, nach wenig Jahren: der Tod mäht unermüdlich. Desungeachtet aber, ja, als ob dem ganz und gar nicht so wäre, ist jederzeit Alles da und an Ort und Stelle, eben als wenn Alles unvergänglich wäre. Jederzeit grünt und blüht die Pflanze, schwirrt das Insekt, steht Thier und Mensch in unverwüstlicher Jugend da, und die schon tausend Mal genossenen Kirschen haben wir jeden Sommer wieder vor uns. Auch die Völker stehen da, als unsterbliche Individuen; wenn sie gleich bisweilen die Namen wechseln; sogar ist ihr Thun, Treiben und Leiden allezeit das selbe; wenn gleich die Geschichte stets etwas Anderes zu erzählen vorgiebt: denn diese ist wie das Kaleidoskop, welches bei jeder Wendung eine neue Konfiguration zeigt, während wir eigentlich immer das Selbe vor Augen haben. Was also dringt sich unwiderstehlicher auf, als der Gedanke, daß jenes Entstehen und Vergehen nicht das eigentliche Wesen der Dinge treffe, sondern dieses davon unberührt bleibe, also unvergänglich sei, daher denn Alles und Jedes, was daseyn will, wirklich fortwährend und ohne Ende da ist. Demgemäß sind in jedem gegebenen Zeitpunkt alle Thiergeschlechter, von der Mücke bis zum Elephanten, vollzählig beisammen. Sie haben sich bereits viel Tausend Mal erneuert und sind dabei die selben geblieben. Sie wissen nicht von Andern ihres Gleichen, die vor ihnen gelebt, oder nach ihnen leben werden: die Gattung ist es, die allezeit lebt, und, im Bewußtseyn der Unvergänglichkeit derselben und ihrer Identität mit ihr, sind die Individuen da und wohlgemuth. Der Wille zum Leben erscheint sich in endloser Gegenwart; weil diese die Form des Lebens der Gattung ist, welche daher nicht altert, sondern immer jung bleibt. Der Tod ist für sie, was der Schlaf für das Individuum, oder was für das Auge das Winken ist, an dessen Abwesenheit die Indischen Götter erkannt werden, wenn sie in Menschengestalt erscheinen. Wie durch den Eintritt der Nacht die Welt verschwindet, dabei jedoch keinen Augenblick zu seyn aufhört; eben so scheinbar vergeht Mensch und Thier durch den Tod, und eben so ungestört besteht dabei ihr wahres Wesen fort. Nun denke man sich jenen Wechsel von Tod und Geburt in unendlich schnellen Vibrationen, und man hat die beharrliche Objektivation des Willens, die bleibenden Ideen der Wesen vor sich, fest stehend, wie der Regenbogen auf dem Wasserfall. Dies ist die zeitliche Unsterblichkeit. In Folge derselben ist, trotz Jahrtausenden des Todes und der Verwesung, noch nichts verloren gegangen, kein Atom der Materie, noch weniger etwas von dem innern Wesen, welches als die Natur sich darstellt. Demnach können wir jeden Augenblick wohlgemuth ausrufen: "Trotz Zeit, Tod und Verwesung, sind wir noch Alle beisammen!"
(zu finden in: Artur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung)  

Mittwoch, 14. Dezember 2016

Beobachtungen zum Heraufdämmern eines Populismus (3)

Jetzt wird gut und gerne und überall der sogenannte „Populismus“ kritisiert. Von allen Wohlmeinenden. Ist ja gut!, so möchte man zusprechen. Die Nähe zum Volk hätten diese Populisten sich alle fälschlicherweise zum Banner erwählt, so heißt es. Egal ob sie Trump, Le Pen, Petry oder Grillo hießen oder ob sie gar den Brexit bewerkstelligt hätten, diese Schlingel. Allein, es erhebt sich die Frage, wieso ausgerechnet dies offenbar so gut funktioniert hat. Ob es gar auf diesem Gebiet faktische Defizite gab? Ob das das „dumme Wahlvolk“ gespürt hat? Dass es dumm ist, wurde ihm in letzter Zeit auch von hervorragend wohlbestallten Politikwissenschaftlern attestiert. Auch seien „Populisten“ die großen Vereinfacher, die postfaktischen Idioten. Was heißt es eigentlich, sich an die Fakten zu halten? Wer kann eigentlich unterscheiden, wie und wo solche Fakten manipuliert sind? Wie sie in welchem Zusammenhang erwähnt, vermittelt und aufgeführt werden? Ist nicht eine ganze Industrie der Interessenvertreter und Sprachmanipulierer damit beschäftigt und lebt allzu gut damit? Welche Rolle Fakten spielen sollen setzt eigentlich voraus, dass jeder an solche Fakten herankommen kann. Im Dschungel des Internet? In dem das Faktische ohnehin schwer identifizierbar ist? Wer sich für das Faktische einsetzt, müsste sich eigentlich für die „seriösen“ Medien einsetzen. Im Idealfall könnten sie noch eine Trennlinie ziehen und unterscheiden. Was aber ist, wenn ihre „Agenten“, also ihre Handelnden auch (und manchmal auch sehr unbewusst) von einer bestimmten Weltsicht geprägt sind, wenn sie glauben, dies quasimissionarisch unter die Leute bringen müssen? Egal, ihre besten Vertreter gehen ätzend dazwischen, klären und decken auf und scheren sich einen Dreck um die stets „besorgten“ Interessenvertreter. Aber was sollen diese öden Aklamationsparteitage und dieses unwürdige Postengeschachere, dessen sich die politische Klasse samt ihrer Lakaien in ihrem Unterwerfungswahn so gerne bedient? Elbphilharmonie 700 oder 800 Millionen? Egal, macht auch nicht viel aus! Stuttgart 21? Bis jetzt noch gar nicht so richtig abzuschätzen? Vielleicht 10 Milliarden, vielleicht auch nicht....Gang vor den Kadi gar? All das war sehr gut abzuschätzen, es sprach eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass es unberechenbar sei. Ob es wohl deshalb vergleichsweise harte Polizeiaktionen mit Augen- und sonstigen Verletzungen gesetzt hat? Was für ein Postfaktizismus dies wohl ist? .....Ob dies alles und noch viel mehr nicht auch zu einem Klima beiträgt, in dem dieser elende „Populismus“ floriert? Gibt es einen Nährboden, eine Grundlage dafür? Müsste man sich nicht darum auch Gedanken machen? 

Montag, 12. Dezember 2016

Tod?

Wenn man, so im täglichen Umgange, von einem der vielen Leute, die Alles wissen möchten, aber nichts lernen wollen, über die Fortdauer nach dem Tode befragt wird, ist wohl die passendeste, auch zunächst richtigste Antwort: „Nach deinem Tode wirst du seyn was du vor deiner Geburt warst“. Denn sie implicirt die Verkehrtheit der Forderung, daß die Art von Existenz, welche einen Anfang hat, ohne Ende seyn solle, zudem aber enthält sie die Andeutung, daß es wohl zweierlei Existenz sind und, dem entsprechend, zweierlei Nichts geben möge. - Imgleichen jedoch könnte man antworten: „Was immer du nach deinem Tode seyn wirst – und wäre es nichts, - wird dir alsdann eben so natürlich und angemessen seyn, wie es dir jetzt dein individuelles, organisches Dasein ist: also hättest du höchstens den Augenblick des Übergangs zu fürchten. Ja, da eine reifliche Überlegung der Sache das Resultat ergibt, daß einem Daseyn, wie das unsrige, das gänzliche Nichtstun vorzuziehn seyn wäre, so kann der Gedanke des Aufhörens unsrer Existenz, oder einer Zeit, da wir nicht mehr wären, uns vernünftigerweise so wenig betrüben, wie der Gedanke, daß wir nie geworden wären. Da nun dieses Daseyn wesentlich ein persönliches ist, so ist demnach auch das Ende der Persönlichkeit nicht als ein Verlust anzusehn...“
(zu finden in: Artur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung)
Seneca schrieb zum selben Thema: „Der Tod bedeutet die Tilgung jeglichen Schmerzes, und er ist die Grenze, über die unsere Leiden nicht hinausgelangen; er gibt uns wieder jenen Zustand der Ruhe zurück, dem wir vor unserer Geburt angehörten.“ 

Sonntag, 11. Dezember 2016

Über den Tod

Der Tod hat keine Bedeutung - ich bin nur nach nebenan gegangen.
Ich bleibe, wer ich bin, und ihr bleibt dieselben zusammen.
Was wir einander bedeuteten, bleibt bestehen.
Nennt mich bei meinem vertrauten Namen.
Sprecht in der gewohnten Weise mit mir und ändert den Tonfall nicht!
Hüllt Euch nicht in Mäntel aus Schweigen und Kummer.
Lacht wie immer über die kleinen Scherze, die wir teilten.
Wenn ihr von mir sprecht, so tut es ohne Reue und ohne jegliche Traurigkeit.
Leben bedeutet immer nur Leben - 
es bleibt so bestehen -
immer ohne Unterbrechung.
Ihr seht mich nicht, aber in Gedanken bin ich bei Euch.
Ich warte auf Euch - irgendwo - ganz in der Nähe. - 
(Henry Scott-Holland, 1847 – 1918)

Samstag, 10. Dezember 2016

Beziehungen

Da sind Personen, die gewisse Ideen wohl deshalb geteilt haben, weil sie dem Zeitgeist entsprachen, der sich immer schneller wandelt. Entsprechend schnell legen diese Personen ihre Einstellungen und Werthaltungen zur Seite und passen sich wie Chamäleons an die jeweiligen Trends an. Wenn man sie in seiner Notlage brauchen würde, sind sie weg, lassen sich nicht einmal mehr ansprechen, haben deine Adresse verlegt oder dich aus dem Blickfeld verloren. Jawohl, auch das ist Realität. Da sind nicht nur diese optimal funktionierenden Freundeskreise, die so ach wichtig sind fürs eigene Wohlbefinden und die in den Medien immer wieder betont werden oder von Psychologen empfohlen werden. Auch sie gehen unter gewissen Bedingungen kaputt, werden von mangelnder Empathie zerstört. Was war der Dialog mit solchen von mir einst bevorzugten Personen wert? Was das Vertrauen, das man diesen Personen entgegen brachte? Wert? Für wen? Sie schienen Nutzen daraus ziehen zu wollen, was einem nicht als vordringliches Motiv auffiel. Klaro, man hat selbst sein Teil zu der Situation beigetragen, man war zu passiv, träge, man war auch schuld. Nur ist es wohl so, das diese Personen oben sind und ich unten, dass es ihnen gut geht, während es mir extrem schlecht geht. Einfach so. Jawohl, Selbstmitleid! Das ist verboten! Das alles passiert mitten in der Gesellschaft. Jawohl, ich bin die Stichprobe in der Statistik! Ich habe eine akademische Ausbildung abgeschlossen, habe Titel und Abschluss. Aber es gibt da ein Absaufen. Ein Ertrinken. Ein Verschwinden. Im "Markt". Ich versuche, daraus eine Zeitweiligkeit zu machen. Ich versuche, wieder anzugreifen. Es ist mir bisher nicht gelungen. Aber draußen in dieser Welt ist niemand dieser Leute, die so taten, als würden sie einem nahe stehen. Da ist niemand ansprechbar. Weil man selbst komisch ist? Die Einschläge ins Bewusstsein, die von allen Seiten auf einen einprasseln und die einen manchmal überfordern können, die zu teilen mit gewissen Personen, könnte zumindest entlasten. Das könnte einem helfen. Aber was ist los? Man hat den falschen Leuten getraut. Ganz einfach. Man hatte sie an sich heran gelassen. Man war für sie so etwas wie ein gehobener Zeitvertreib.

Freitag, 9. Dezember 2016

Momentaufnahme

Ich fahre ganz langsam auf einen zebragestreiften Fußgängerüberweg zu und sehe einen sehr jungen Mann in sein Smartphone stierend auf dem Fußgängerweg neben mir hergehen. Misstrauisch werdend verlangsame ich meine Fahrt noch mehr und bin dann total baff: Der junge Mann stapft ohne jeden Blick nach links, rechts oder nach vorne über den Zebrastreifen, direkt vor mir! Mir wäre so etwas zu gefährlich, denke ich mir, aber er vertraut wohl voll und ganz auf die Verkehrsregeln und darauf, dass ein Verstoß dagegen wohl hart geahndet würde. Wie er selbst dann wohl abschneiden würde? Gegen wen geahndet? Natürlich gegen den Autofahrer, denn der ist ja immer an allem schuld und sowieso rücksichtslos. Rücksicht wäre denn auch ein passendes Stichwort. Wo spielt hier Rücksicht eine Rolle? Ist das ein Wert, der in einer Gesellschaft der durchsetzungsorientierten Egoisten überhaupt noch diskutiert wird, der eine Rolle spielt? In Zukunft noch? Interaktion, Austausch, Verständnis, Abstimmung untereinander? Ich bin baff ob des starren Gesichts. Ich würde nicht dermaßen anderen vertrauen. Mich interessiert immer und unter mailen Umständen, wo ich bin und mit wem ich zu tun habe, was dieses Individuum wohl tun wird. Zu meinem oder zu seinem Schaden? Oder einfach so......? 

Mittwoch, 7. Dezember 2016

Parteitag

Claqueure, Mitläufer klatschen endlos für die Medien, die mit der Stoppuhr in der Hand das Spiel mitspielen....., davon kann man angewidert sein, angeekelt, abgestoßen..... dieses bedingungslose Unterstützen einer Meinung, Einstellung, Haltung, die von oben (als „Leitantrag“) vorgegeben wird... was führt dazu? Sie haben etwas beschlossen und wollen zeigen, dass sie es alle vertreten? "Geschlossenheit" demonstrieren?  Sie wollen alle aufgehen im gemeinsamen „Anliegen“? Anliegen = Machterhalt? Im Selbstlob sein? Sie wollen Kandidaten und Häuptlinge küren, die doch an ihnen vorbei längst in Hinterzimmern ausgeklüngelt worden sind. Sie wollen sich hinter Gesichtern versammeln, die scheinbar für etwas stehen (weiß bloß keiner, für was....außer Äußerlichkeiten und der "Macht"). Sie wollen sich hinter Gesichtern versammeln, die längst alles über sich erzählen (weil jeder doch ab eines gewissen Alters für sein Gesicht ein bisschen verantwortlich ist...) Welche Dynamik der Massen ist denn so etwas? Wie geht das? Was hat es mit digitalen Bewegungen zu tun? Was wird hier vertreten? Gibt es hier ein "Willensbildung"? Wieso führt sie ständig zu den immergleichen Ergebnissen? "Gestalten" bedeutet "Macht ausüben". Darin sind sie sich wie immer einig. 

Dienstag, 6. Dezember 2016

Sinn und Gott

Stiftet Gott Sinn? Ja, weil allem in der Welt die geistige Wirklichkeit Gottes zugrunde liegt. Gott ist die alles bestimmende Wirklichkeit. Hier ist der Urgrund der Wirklichkeit von vornherein etwas Sinnvolles, was als solches nachvollzogen werden kann. Das ist ein anderer Ausgangspunkt, als wenn man sagt: es gibt da diese Elementarteilchen, und nach ihrem Zusammenwirken in sinnlosen Gesetzen entsteht alles. Diese sinnlose Entstehungsgeschichte hat mit uns eine Verbindung, weil wir alles in allem dann sinnfreie Zufallsprodukte einer Materie sind. Dem gegenüber steht die Auffassung, dass der Gottesgedanke ein vernünftiger Gedanke ist, den man ernst nehmen kann. Man braucht dazu nicht die Vorstellung, dass der Gottesgedanke vernünftig zu beweisen sei. Es kann dann sehr aufbauend und tröstlich sein, nicht zu der Position greifen zu müssen, dass alles nur sinnfreie Materie sei. Es kann aber auch sehr aufbauend und tröstlich sein, sich vorzustellen, dass eh alles sinnlos sei. Albert Camus sagte in seinem Mythos des Sysiphos, dass der Gläubige eigentlich feige sei. Er erkenne nicht an, dass es darum geht, einen Stein nach oben zu stemmen, der postwendend wieder nach unten rollt. 
Von Feigheit könnte er aber nur dann schreiben, wenn schon von vornherein klar wäre, dass alles sinnlos sei. Dann wäre der Gläubige ein Traumtänzer, der den Realitäten nicht ins Auge blicken will. Dann müsste man vor den Atheisten den Hut ziehen, weil sie die einzigen wären, die ihrem Leben einen Sinn abzutrotzen imstande wären, in einer Welt, die sinnlos und absurd ist. 

Montag, 5. Dezember 2016

Schwarmintelligenz (1)

Bat out of Hell“ sang einst Meat Loaf, es war der Titel eines ganzen Albums, das seinen Mythos begründete. Wer? Meat Loaf? Nie gehört. Macht nichts. Wir waren in den Carlsbad Caverns in New Mexico, einem Ort mitten in der Wüste, mit einer Höhle, einem Schlund, einem Amphitheater und der Zufahrt dazu. Die Fledermäuse kamen gegen die Abendstunde, nachdem wir davor sitzend noch eine sehr anschauliche Einführung, ein Tutorial mitgemacht hatten. Zuerst ein paar Exemplare nur, dann immer mehr. Wir staunten. Und ich versuchte später, mich noch genauer zu informieren. Es war ein großartiges Beispiel für die heutzutage so viel gepriesene „Schwarmintelligenz“. Viele, ja manchmal Millionen von Fledermäusen, verlassen abends ihren Schlafplatz in der Höhle. Sie fliegen scheinbar wild umher. Der Eindruck täuscht, in Wirklichkeit sind sie wie in einem großen Organismus aufeinander bezogen und sehr wohl organisiert. Sie wissen immer, wo ihre Nachbarn sind und nach menschlichen Maßstäben unterhalten sie sich bei ihrem Ausflug über alles Mögliche. Manchmal greift ein Raubvogel den Schwarm an, auf der Suche nach einer scheinbar leichten Beute. Doch die Fledermäuse agieren dermaßen gut abgestimmt untereinander, gehen in dieser Organisation geradezu auf, so dass es sehr schwierig für einen Raubvogel wird- Lediglich die ausscherenden Fledermäuse, die Einzelgänger, die Außenseiter und nicht mit der Masse Abgestimmten, dürften ein lohnendes Ziel für sie abgeben. Plötzliche, gut abgestimmte und auf den sehr schnellen Austausch von Informationen beruhende Richtungswechsel des Schwarms verwirren die Angreifer. Die älteren, weiblichen Tiere sind Kundschafter und verlassen die Höhle zuerst. Dann folgen die Jungtiere. Die Spirale dreht sich immer in dieselbe Richtung, wobei Informationen aller Art ausgetauscht werden. Auch werden dabei Entscheidungen über die Route getroffen, basierend auf den Erfahrungen der Nacht davor. Dabei entsteht eine „Schwarmintelligenz“, die auf die einzelnen Individuen übergehen soll. Gerne wird jetzt eine Analogie zum Internet und dem dabei praktizierten Schwarmverhalten von Menschen gezogen. Schwarmverhalten soll das Verhalten der Vielen sein, die nach einfachen Regeln handeln. Auch Stichworte wie „Selbstorganisation“ dürften damit zusammen hängen. Es gilt, das kollektive Gedächtnis und die Überlegung eines Kollektivs erstehen zu lassen, die Vielen sollen sich zu einem einzigen Körper, zu dem Einen vereinen, das über den Individuen steht.  

Sonntag, 4. Dezember 2016

Wasser (2) und Leonardo

Leonardo da Vinci (geb. 1452) liebte zeit seines Lebens die Unbeständigkeit, Unvorhersehbarkeit und Spontaneität des Wassers. Stundenlang verbrachte er seine Zeit damit, seinen Lauf zu betrachten und es verstehen zu wollen. Unter anderem hat sich das in seinen Bildern in Wasserfälle, Strudeln und aufsteigenden Luftbläschen abgebildet. Die Dynamik des Wassers war nicht nur unheimlich schwer tu verstehen – und erst recht: es abzubilden. Was ist Wasser? „Wasser ist eine beständige Menge. Es fließt vom Meer in die Flüsse und von den Flüssen ins Meer. Wasser stürzt, wogt, spritzt und strudelt, es tropft und strömt, es murmelt und gurgelt, es kracht und dröhnt. Die Bewegung des Wassers scheint zwei unterschiedliche Formen anzunehmen: Ein Wasserstrahl fällt hinab wie eine Haarsträhne und seine Wirbel kräuseln sich wie Locken“. Das erinnert ihn an Blätter, die ebenfalls spiralförmig aus den Pflanzen heraus wachsen und an all die anderen Erscheinungsformen der Natur mit demselben Energiemuster. „Bewegung ist die Ursache allen Lebens und das Gesetz der Notwendigkeit macht aus jeder Wirkung das direkte Resultat seiner Ursache“. Er sagt: ,Das Wasser, das sich im Fluss bewegt, wird entweder gerufen oder vertrieben, oder es bewegt sich von selbst. Wenn es gerufen oder, will ich sagen, hergebeten wird, wer vertreibt es dann? Wenn es sich von selbst bewegt, zeigt es, dass es denken kann; es ist aber bei einem Körper, der fortwährend seine Gestalt wechselt, nicht möglich, dass er denken kann, denn einem solchen Körper fehlt die Einsicht."  Leonardo da Vinci sucht nach einem zugrunde liegenden Muster, nach einer Struktur. Leo kommt zu dem Schluss, dass die Erde seit ihrem Beginn riesige Veränderungen durchlaufen hat, unter anderem begründet in Erosionseffekten des Wassers, das durch Felsen schneiden kann, - womit er so ziemlich im Gegensatz zur herrschenden und sehr stark von der katholischen Kirche beeinflussten Meinung stand, wonach die Erde genauso erschaffen wurde, wie sie sich heute präsentiert. Doch Leo spielte seine Einschätzung eher klein, vermerkte es klein in seinen berühmten Notizbüchern und gab sich nach außen als kirchentreu. „Es dreht sich im Kreis und bildet Strudel, die alles auswaschen, was ihnen in die Quere kommt. Sie zerklüften die Erde, sie zerstören Flussläufe und verändern sie “. Er sah sich das Arnotal (der Arno ist der Fluss bei und durch Florenz) näher an. Er hat sich durch Täler gegraben und legte Leonardo den Schluss nah, dass die vorhistorische Landschaft ganz anders ausgesehen haben muss. 

Samstag, 3. Dezember 2016

Benzin (Songtext)

BENZIN


Das Rechteck ist krumm
es passt so nicht
wir müssen es verbessern
wir müssen es ändern
wir sind doch nicht dumm


Das muss alles besser werden
das ist nicht im Geringsten korrekt
wozu gibt es Regeln?
Du machst uns minderwertig


Der Balken ist schief, er liegt ja nicht auf
wir müssen das verbessern
wir müssen es ändern
dieser Winkel steht zu tief


Das ist ja alles nur Shit
Du kriegst doch keinen klaren Satz hin
wir machen jetzt eine neue Regel
wir sind Kings und geben ihm einen Tritt


Wir machen Dich richtig fertig
wir wissen über alles Bescheid
da haben sie uns was eingebrockt
sie waren schon mal besser bärtig


im letzten Moment haben wir es verhindert
beinahe waren wir blamiert
vor denen, die Bescheid wissen
das Grinsen über uns ist cool


wir haben es raus genommen
wir haben dich kurz mal ersetzt
wir haben dich heftig abgewatscht
wir haben dich kurz mal korrigiert


Donnerstag, 1. Dezember 2016

Unterwerfungstabu

Sich aus selbst gewähltem Entschluss da rein finden, in Abhängigkeiten, in ein Abhängigkeitsverhältnis, ausgeliefert sein, sich unterwerfen an eine(n) Tonangeber(in), in und an inferiore Positionen, das scheint für viele Menschen etwas Reizvolles zu sein. „Ihr“ oder „Ihm“ partout gefallen wollen? Ob's damit alltäglich anfängt? Ich höre den Satz „Ich habe es mir ja selbst ausgewählt“. Das hat große Ähnlichkeit mit einem Masochismus, dem ja nicht nur viele Mächtige dieser Gesellschaft frönen sollen. Auch die Popmusik ist voll davon. Sich mal unter kontrollierten Bedingungen so richtig auspeitschen lassen, wenn man ansonsten unter unkontrollierten realen Bedingungen immer Untergebene zusammenscheißt: Das hat etwas. Etwas Ausgleichendes und Entspannendes, das gerne mal ans Sexuelle gekoppelt wird, wofür man natürlich nichts kann, sondern nur die Gesellschaft. Die ist überhaupt an allem schuld, wobei man „schuld“ in der Psychiatrie nicht sagen darf. Mit der Verantwortung soll es ja auch so eine Sache sein. Ich stehe vis-avis und staune. Jeder, wie er will, so denke ich und mache mir noch ein paar Gedanken mehr. Jegliche Orientierung, jede Selbstbestimmung an andere abgeben: so hat ja auch mal der Nationalsozialismus funktioniert. Der, der oben war, war der Führer. Unkontrolliert, unumschränkt, total. Es scheint ein sozialer Mechanismus zu sein, das auf einem Bedürfnis fußt, über das man korrekterweise nicht sprechen darf. So etwas könnte man auch „Tabu“ nennen. Aber es soll kein Spiel gewesen sein.