Schon
putzig, wie phantasiereich benannte nationale Ausgaben der großen
Preisverleihungen den „Oscars“ und „Grammies“ nacheifern: bei
den British Awards, die gut sichtbar von einer global agierenden
Kreditkartenfirma gesponsert sind, fällt Madonna letzte Woche von
der Bühne, und bei der „Goldenen Kamera“ von der seit tausend
Jahren führenden Programmzeitschrift strahlen die aufgespritzten
Damen aus dem Solarstudio samt den fitness- und privatmassageverwöhnten Herren in
ihren Armani-Anzügen gut gelaunt um die Wette. Ach, der Hape
Kerkeling ist dabei! Das hätte ich jetzt nicht gedacht. Dass Arnie
Schwarzenegger merkwürdige Kommentare wie „Hasta la Vista, Baby!“
dazu spricht, wäre mir da schon eher eingefallen. Uschi Glas: Naja.
Susan Sarandon wird extra begrüßt, etwas in die Jahre gekommen,
aber agil. Alterssportlich. Anna Loos, Rea Garvey und Sascha tirilieren im Trio - und dann kommt der Einmarsch des Goldenen Kameramannes Thomas Gottschalk als Moderator. Etwas grau geworden, vielleicht. Leicht gefärbt, aber nicht zu viel. Olaf Scholz und Frank Elstner klatschen um die Wette, der
Anders-Thomas und wie hieß nochmal der andere Anders?, der Intendant
trägt eine schwarze Fliege und der Verlagsgeschäftsführer auch,
während der Chefredakteur eine silberne „Eins“ auf dem Revers
hat. Was das wohl im Zweiten soll?
Nun gut, das Gestühl bebt, man
spendet sich selbst gar heftigen Beifall. Man ist froh und dankbar, dass man so beliebt ist. Quotenmäßig belegt beliebt. Der Papst und der Ustinov
waren besondere Preisträger, die letzten 50 Jahre, ach wie schnell
sind sie vergangen. Und das sogar größtenteils in Farbe! Ferres und
Curtis schluchzten medienwirksam um die Wette, Jaenicke gab sich
leicht beschämt, Shirley McLaine und Antony Quinn kommen gerührt
rüber, Kirk Douglas, Alfred Biolek und Franz Beckenbauer sind noch
nicht ganz eine einige Generation, aber sehr vorzeigbar, Inge Meysel
und Tina Turner - und – ach! - es geht nun immer so weiter, durch
die Zeiten und alle Kategorien. Gerührtes Lächeln allüberall.
Christian Ulmen verleiht die erste Kamera, Gedek, Sittler und nette, leicht ironische Leistungshuldigungen, „Katja Riemann sei so körnig
und kultig“, Gottschalk behauptet, dass „wir es immer wieder
schätzen, mit den Hollywood-Stars auf einer Ebene zu begegnen“,
Iris Berben hat das auch erlebt, - „gucken Sie mal!“ (ein Rotgesicht saugt fotogen fotografiert an ihrem Busen) - Annette Frier trägt etwas zu fette Klunker im
Ohr, die Tatort-Clique und die Kamera-Camarilla, alle da. Die Promis halt. Die
Zeit rennt, flugs sind da ein paar matte Überzugszinsen. Verschämt gibt's im Fernsehen zwischendrin auch schon mal einen Mercedes als Preis. Irgendwie heikel. "Product Placement" und öffentliche Sender? Macht nichts, der
Intendant ist ja da, der begleicht's alles mit GEZ. Jetzt nicht alles durcheinander bringen!: alles legal, das sowieso. Da ist Jan Josef Liefers, strahlend, und der
Fußballweltmeister Toni Kroos marschiert ein. Ob gleich eine Hymne gespielt wird? Alles Real. Ach ja. Soso. Auch Deutschland hat ja Realien zu bieten. „The Show must schließlich go on“. Ist ja nicht so, als
wäre.... die feine Gesellschaft da unter sich, die prominenten Kreativen und ihre
„Beziehungen“, Networking, die besseren haben dafür ihre Berater
und Manager. After-Show-Parties ohne ein paar prominente Nasen, all
die Einlagen „off records“ bleiben „off records“. Modern Talking. Da gibt es
kein knitzes Hörzu. Diskretion ist einfach nur Ehrensache in diesem
erlauchten Kreis. Da dringt nichts nach außen.
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