Am Ende des achtzehnten Jahrhunderts unternahm der
Franzose Xavier de Maistre eine Reise um sein Schlafzimmer, die er
„Reise um mein Zimmer“ nannte. Danach machte er noch eine zweite
Reise, die nachts bis zur Fensterluke führte. Er nannte sie
„Nächtliche Expedition um mein Zimmer“ und brachte sie als Buch
heraus. De Maistre war empfindsam und romantisch und begeisterte sich
für die Luftfahrt. Ein normaler Mann, - damals. Es war wohl kaum
seine Absicht, sich abfällig über Magellan, Sir Francis Drake oder
Captain Cook zu äußern. Es war halt so, dass er eine Art des
Reisens gefunden hatte, die viel praktischer war für alle, die nicht
so wohlhabend waren wie jene berühmten Reisenden. Es sollte weder
Mühe noch Geld kosten. Und gleich geht es ab, er erzählt von den
Wonnen der Betrachtung seines Bettes, er sinniert darüber und legt
so eine Spur, die uns zu der Erkenntnis führen könnte, dass das
Reisen mehr von einer bestimmten Geisteshaltung abhängen könnte,
als vom Reiseziel selbst.
Doch was macht eine solche Geisteshaltung
aus? Es mag so etwas wie Empfänglichkeit sein. Sich Orten mit Demut
nähern. Keine festgefügten Vorstellungen davon haben, was
interessant oder anziehend sein könnte. Die Kunst des Reisens, so de
Maistre, besteht nicht darin, immer exotischere und weiter entlegene
Ziele zu erstürmen, sondern in der Entdeckung des Alltäglichen, der
eigenen Umgebung, der Erforschung des Selbstverständlichen. Sich
selbst und seine Gedanken dabei zu erforschen, könnte ja auch ein
lohnendes Ziel sein.
„Lasst uns also mutig aufbrechen. - Folgt mir alle,
die eine gekränkte Liebe, eine vernachlässigte Freundschaft in
eurer Wohnung zurückhält, fern von der Kleinlichkeit und der
Falschheit der Menschen. Alle Unglücklichen, Kranken und
Gelangweilten des Universums mögen mir folgen!“. So steht's bei ihm geschrieben.
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