Wellen geschlagen hat in den Medien heute eine
Untersuchung eines rennomierten sozialwissenschaftlichen Instituts, nach der in Deutschland etwa 15 % der Arbeitenden
hochmotiviert sind, 70 % aber sei das Wohl ihrer Firma völlig egal.
15 % gar hätten innerlich längst gekündigt und seien viel zu oft
krank deswegen. Ein ideales Feld für sogenannte Motivationstrainer,
möchte man meinen. Sie profitieren von solchen Erhebungen und
versprechen, für mehr Produktivität auf der Galeere der Unternehmen
zu sorgen. Mal zum Vorgesetzten gehen und dem die Meinung stoßen,
was schief läuft, so manche Empfehlung. Lob und Anerkennung in
vermehrter Form könnten die Folge sein. Weiterkommen und Spass
haben, so das Motto. Ob das realitätsnah ist? Teilweise scheinen
solch simple Formeln zu klappen, es gibt durchaus Unternehmen, in
denen derartige „Anregungen“ einen Produktivitätsschub bewirkt
haben. Was das über jene Unternehmen aussagt?
Ob aber die Arbeitswelt selbst mit ihrem wachsenden Druck und
ihrem zynischen „Verbrauch“ an menschlichen „Ressourcen“
etwas zu solchen Ergebnissen beiträgt? Ob streng hierarchische Systeme, wie sie in der
Wirtschaft herrschen und wie sie in totalitären Gesellschaftssystemen zur Perfektion getrieben wurden, noch in eine postmaterielle
Gesellschaft mit all ihren Informationsmöglichkeiten passen? Vor allem die Amerikaner bieten jetzt das System
der „Sharing economy“ und der Selbstmotivation in betrieblichen
Zusammenhängen offensiv an. Beispiele sind schon unterwegs und werden begierig in Europa übernommen. Auch scheint die Selbstmotivation und die Identifikation mit den Zielen einer Firma ein probates Mittel. Immer und überall erreichbar und leistungsbereit sein für die Firma, so die psychologische Richtungsangabe. Ob das aber nicht zu einer zusätzlichen
Ausbeutung führt, indem nämlich auch noch die frühere „Freizeit“
in den Dienst der Firma genommen wird? Schöne neue Welt. Ausbeutung ist ja ein Begriff aus dem neunzehnten Jahrhundert, - oder? Wir stehen an der
Seitenauslinie und staunen über die Reaktionen auf die eigentlich
kaum erstaunlichen Zahlen, wir verstehen die Profiteure dessen und
wir trauen ihnen eine weitere tricky Mobilisierung von Produktivität
zu, die die gesamte Gesellschaft einem kollektiven Burn-Out zügig
entgegen führt.
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