Reise durch Wirklichkeiten

Dienstag, 17. März 2015

Götter des Showgeschäfts

Ich muss grinsen bei der Affäre um Zlatan Ibrahimovic. Er hat sich offenbar vor laufenden Kameras sehr abfällig über Frankreich geäußert. „Scheisland“. Schlimmer Schlingel, der! Er verdient sein Geld in Paris, glaubte aber schon längst zuvor, zu den Göttern aufgestiegen zu sein und inszeniert sich auch so. Ist doch egal, wo er spielt. Er ist dort, wo am meisten Geld bezahlt wird. Klar, die allzeit bewundernden und hemmungslos kreischenden Fans schienen ihm seine Göttlichkeit über eine lange Zeit hinweg nahegelegt zu haben. Der Mensch ist ein soziales Wesen, das zumindest schleichend übernimmt, was ihm von außen angetragen wird. Kein Zweifel, der alte Schwede spielt wunderbar Fußball, ist das, was man „durchsetzungsfähig“ genannt hat. Der schlägt sich überall durch und schreckt vor nichts zurück. Ein äußerst talentierter Köter fürwahr, der beist und kratzt, der immer zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle steht. Ein Ideal halt. Der eine ganze Mannschaft mitreißen kann. So einen bräuchte jede Firma. Später hat er auf seiner Facebookseite auch alles artig zurückgenommen und sich entschuldigt. Ist ihm so entfahren, war nicht so gemeint, aus dem Zusammenhang gerissen..... usw., die ganze Leier. Bei all den in den Medien oft gezeigten Egomanen ist diese Tour derzeit ja so beliebt. Auch Fälschungen als Ausrede werden da gerne bemüht. Ob ihm, dem Kicker, aber verziehen ward? Ihm, "the only one"? Ach, dies bescheidene Wort und Prädikat nimmt ja ein gut bezahlter Trainer-Star für sich in Anspruch! Aber dem tollen Fußballer böse sein? Unmöglich, bei dieser Ausstrahlung! Bei dieser Erscheinung! Bei diesem Erfolg! Absolution ist erteilt. Alles längst vergessen!
Ich sehe im Fernsehen auch gerne Fußball. Aber es ist halt nur Fußball, egal, wie viel er wem bedeutet. Es ist ein eng umgrenztes Feld (wie bei den meisten Menschen in dieser Gesellschaft!), auf dem er so gut ist. Ein Spezialistentum. Klar, dieses Feld ist emotional hochgradig besetzt. Die Fans identifizieren sich bis zur absoluten Selbstaufgabe mit ihren Vereinen und deren (gekauften) Stars. Solche "Stars" des kickenden Gewerbes machen jedoch etwas daraus, sind als "Profis" längst Teil des Showbusiness geworden: mit Imagepflege unter Beratung, clever vermittelten Werbespots und klugen Sprüchen zu allem und jedem sind diese "Stars" des Showbusiness zu neuen Heiligtümern einer Gesellschaft aufgestiegen, die den Mammon und die ihn verkörpernden Personen als einzige Gottheit akzeptiert.     

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