Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 7. August 2022

Längeres Arbeiten?

Nun ja, es ist auf Initiative eines Arbeitgeberfunktionärs mal wieder eine Diskussion über die Rente und deren Zukunft sichernden Ausgleich angesichts des demografischen Wandels und derzeit von den bösen Baby- Boomern herbei geführten Knappheiten losgebrochen. Ich frage mich bei all den (guten?) Argumenten, wie der Stand der Diskussion angesichts der doch ausgiebig geführten Diskussion um Roboterisierung, Automatisierung und Algorithmisierung ist. Ob es bei dieser „Digitalisierung“ nicht auch einen heftigen Rückstand gibt, der typisch für Deutschland ist? Haben nicht vor nicht allzu langer Zeit viele „Experten“ erwartet, dass es angesichts dieser Entwicklungen mit der konventionell organisierten Arbeit (8-Stunden-Tag, fest reglementierte weisungsgebundene Arbeitszeit) zu Ende gehen könnte, weil all die Jobs Roboter übernehmen würden? „Arbeit 4.0“? Dabei sollten dann auch relativ anspruchsvolle Jobs wie der etwa eines Anwalts betroffen sein, so hieß es vielfach. Und jetzt „Facharbeitermangel“? - „Digitalisierung“. Ob Arbeit dieser konventionellen Art noch notwendig sein wird? Aber sicher, so ein durch die Medien sich artikulierender Lobbyist, der früher einmal Vorsitzender einer sich sozial gebenden Partei war. „Wir müssen unbedingt mehr arbeiten“, statt 40 Stunden möglichst 42 Stunden“ so der große Ex-Vorsitzende. Wie passt das beispielsweise zu der Diskussion um ein bedingungsloses Grundeinkommen? Deren Verfechter gehen ja davon aus, dass Menschen nicht gar nichts mehr tun und aufhören, zu arbeiten, tätig oder produktiv zu sein. Ein solches bedingungsloses Grundeinkommen würde ja nur das Ende der Erwerbsarbeit im bisherigen Sinne bedeuten. Eng damit verwoben erscheint aber das Rentensystem. Ist die Arbeit des Menschen überhaupt noch notwendig? Dieser Frage sollte man sich auch bei den Befürwortern einer „Rente mit 70“ und einer Verlängerung der Arbeitszeit schon stellen, wenn die Jobs von Millionen von Menschen von Automatisierung, Robotisierung und Algorithmisierung bedroht sein könnten, was ja direkten Einfluss auf ein Rentensystem haben könnte, das von den Zwangsbeiträgen von Arbeitnehmern und dem Ausschluss gewisser Berufs- und Einkommensgruppen lebt. Was dann tun mit all diesen wegfallenden Beschäftigungen? Ob der „Kuchen“ der Arbeit angesichts solcher Entwicklungen nicht doch kleiner wird und ob es angesichts dessen die richtige Maßnahme ist, die Lebensarbeitszeit samt der Wochenarbeitszeit hoch zu setzen? Ob unsere Gesellschaft es nicht auch nötig hätte, etwas Größeres zum Abbau von sozialen Ungerechtigkeiten zu unternehmen? Neugestaltung eines Steuerwesens, das in Zukunft mehr für jene Menschen da sein müsste, für die es aller Wahrscheinlichkeit keine konventionell organisierte Arbeit mehr geben. Abgesehen von den Dienstleistungen und gewissen hochqualifizierten Beschäftigungen wird es wohl angesichts von Algorithmisierung, Robotisierung und Automatisierung in Zukunft gar keine Jobs mehr geben. Ob dies spätestens der Zeitpunkt sein könnte, über ein bedingungsloses Grundeinkommen nachzudenken?

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