Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 16. Januar 2022

Frei oder bestimmt? (oder beides?)

In verschiedenen Zusammenhängen kamen mir jetzt grundsätzliche Positionen unter, die mir unter anderem auch für eine ganz bestimmte Klientel typisch zu sein scheinen und die nicht immer explizit geäußert werden. Zum einen glauben vor allem Menschen aus dem wissenschaftlichen Bereich daran, dass der Mensch sich selbst erschaffe und dadurch gekennzeichnet sei, dass er sich quasi aus der Natur befreie, sich über die Natur erhebe und sich aus ihr entferne. Der Mensch wolle und könne sich selbst bestimmen, so die Vertreter dieses vorwiegend im linksliberalen Weltbild angesiedelten Sicht, die sich inzwischen weit hinein in den Mainstream verbreitet hat und gerne mal feministische Aspekte oder welche der Identitätstheorie in ihre Auffassungen mischt. Oft knüpft sich auch ein großer Glaube an die kommenden Segnungen der Technologie daran. Der Mensch habe eine Geschichte, in der er sich entwickelt habe. Er sei gerade dadurch bestimmt, dass er sich in gewollte Richtungen verändern könne. Wir formten und gestalteten unsere Natur. Es gehe in der Gegenwart unter anderem darum, das eigene Dasein unter solchen Voraussetzungen möglichst „aufregend“, „kreativ“ und „spannend“ zu gestalten. Auf der anderen Seite diejenigen, die glauben, dass bestimmte Verhaltensweisen, Reaktionsmuster und Eigenschaften in unseren Körpern und Genen „festgeschrieben“ seien. Dies zu ändern könnte sich auf die lange Sicht als sehr schwierig erweisen, wobei unter anderem das angestrebte Ziel auch in einer gewissen gesellschaftlichen Stabilität erweisen könnte. Wir seien durch die Natur bestimmt und es gelte, die Gesetze der Natur zu erkennen, um besser auf sie reagieren zu können.

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