Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 26. Januar 2022

Alter, Tod, Menschen

„Nichts sollte erwartungsgemäßer eintreten, aber nichts kommt unvorhergesehener“ soll die französische Philosophin Simone de Beauvoir über „das Alter“ geschrieben haben. Wann beginnt es? Wann fängt man an, wahrzunehmen, dass man kein Teil dieser Gesellschaft mehr ist, die sich vor allem über Produktivität definiert und „das Alter“ weitgehend tabuisiert? Zugegeben, man hatte dies „Alter“ früher nicht auf dem Schirm. Wer will schon eine Alte oder ein Alter sein? In der Leistungs- und Erfolgsgesellschaft gelten wir als optimierbare Ressourcen mit begrenztem Haltbarkeitsdatum. Und… sind da plötzlich hinein gerutscht, unvorbereitet. Es mögen jetzt neue Parameter gelten: kommt die Rente rechtzeitig? Was macht das Dach? Dämmmaßnahmen. Was die wohl kosten werden? Wer zahlt das? Wer auf dem Hometrainer wie in der Endlosschleife von Video-Calls, Briefings und Debriefings nicht mehr mitkommt, wer die neuesten Genderspielchen nicht darauf hat, wer auch in Pandemiezeiten die Kriterien ungebremster freudestrahlender Verfügbarkeit nicht mehr erfüllen kann, landet auf dem Wertstoffhof. „Alt“ scheint eine Art Stempel, ein Stigma, das die Gesellschaft Menschen verpasst, welche dem formbaren angepasster Leistungsträger und hyperaktiver PerfektionistInnen nicht mehr entsprechen (Ich gebe zu: diesen Satz hatte ich mir heraus geschrieben). Man muss sich dann den Begriff „Seniorin“ oder Senior“ aufbrummen lassen. „Wellness“, „Meditation“, „Avatare“ und digitale Welt: Wir kommen!

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