Reise durch Wirklichkeiten

Montag, 24. Januar 2022

Die Rationalität des Bösen

Es sind jetzt einige Tage vergangen, an denen uns das Gedenken an die sog. „Wannseekonferenz“ nahe gebracht wurde, bei der die Umsetzung einer Auslöschung der Juden von den Nazis beraten und beschlossen wurde. Ob das Spuren in uns hinterlassen hat? Ob es Leute ins Nachdenken darüber gebracht hat, was die blinde Umsetzung von Vorgaben und Befehlen in einer Organisation bedeutet? Es war wohl diese kalte Umsetzung, das Handeln nach Maßstäben der Effektivität, das gerade dieses Handeln hervor gebracht hat, das die „Normalität“ damals (...und heute unter veränderten Vorzeichen?) geprägt hat. Ob „Effektivität“ nicht auch ein Ziel ist, das uns heute nach Maßstäben einer globalisierten Menschenverachtung immer wieder vorgegeben wird? Ob kalte Überlegungen,scheinbare Rationalität und eine technokratische Vorgehensweise inzwischen verschwunden sind? Oder ob ein solches Denken weiter lebt und die diesbezüglichen Schwüre reine Lippenbekenntnisse sind? Verbale Tricks, die eine autoritätshörige Einstellung und Ausrichtung verdecken sollen? Ob noch einiges dieses Denkens und Handelns in uns weiterlebt und ob es mehr als genug Strukturen in diesem Gemeinwesen gibt, die ein solches furchtbares Vorgehen möglich und denkbar machen? Ich bin so vielen „braven“ Umsetzern von Vorgaben begegnet, habe das Verbergen hinter fragwürdigen Maßstäben der Effizienz erlebt, das Streben nach „Planerfüllung“ in einer Diktatur des Profits, habe eine blinde Gefolgschaft so hassen gelernt, dass ich nicht nur darin eine Signatur der „Banalität des Bösen“ sehe.

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