Reise durch Wirklichkeiten

Donnerstag, 27. Januar 2022

Aufsteigermärchen

Eigentlich habe ich das nur nebenher zur Kenntnis genommen, dachte, es sei in gewisser Weise nebensächlich: Der äußerst erfolgreiche Schriftsteller und frühere Werbetexter Martin Suter hat wohl ein Buch über den ehemaligen Fußballer und jetzt ständig aus der Mattscheibe grinsenden Bastian Schweinsteiger geschrieben. Eine richtige Biografie solle es nicht sein, eine tolle Sympathie aber verbinde die beiden trotzdem, - so heißt es, das bleibt hängen. Ich erinnere mich zudem an eine Aufstellung, in der der Schweinsteiger als nicht gerade unvermögend eingestuft war (solche „Rankings“ scheinen sehr beliebt zu sein): Kein Wunder, denn er hat ja eine ehemals erfolgreiche Tennisspielerin geheiratet, die ja wohl auch Etliches an Kohle und finanziellen Möglichkeiten in die Ehe mitgebracht hat. Am Sachverstand dieses als „Weltmeister“ ausgerufenen Fußball-Experten zweifelte ich ein ums andere mal. Mir fiel ohnehin mehr die eitle Erscheinung und Selbstdarstellung dieses Emporkömmlings auf. Und nun hat Suter wohl die Geschichte eines ehemals kleinen und straßenfußballenden Jungen gezeichnet, der es in den Kreis der eitlen und ständig dem „richtigen“ und angesagten Konsum hinterher hechelnden Reichen geschafft hat: Klischee, ich hör dir tapsen! Ein "Role Model". Seht her, einer, der es in diesen schwierigen Zeiten geschafft hat!: Vom Tellerwäscher zum Millionär, der alte amerikanische Traum. Ein Aufsteigerheld und Dandy in der Art eines „Great Gatsby“, den eine Aura von cleverer Selbstverständlichkeit und sich selbst inszenierender "Bescheidenheit" umgibt, die dem aus meiner Sicht sehr geldgetriebenen und hoch gelobten Texter Martin Suter ja wohl sehr gefallen hat.

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