Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Mittwoch, 25. August 2021
Sich und sein Gesicht verkaufen - revisited
Man dachte, man hätte durch die vielen Besuche in der Wohnstube diese Leute kennen gelernt.
Ich wundere mich nun aber, wer alles an selten dämlichen Ratespielen, Kaufshows,
Verlosungen, Zurschaustellungen, name-droppenden Einblendungsorgien
und Quiz-Veranstaltungen des Fernsehens teilnimmt: Leute, von denen man bis dato
relativ viel gehalten hatte, denen man etwas zugetraut hatte, zeigen sich einem plötzlich von ihrer
vulgären oder peinlichen Seite, weil sie dafür wohl (viel) Geld
bekommen. Dass diese Form modern zeitgemäßer Prostitution angesagt
ist: okay! Aber dass diese bisher wohlgeschätzten Personen dabei mitmachen,
kann einen wie mich manchmal schockieren.
Wenn sie dann so offensichtlich bekennen, dass sie das Gegenteil von dem leben,
was sie im Showgeschäft zeigen, kann es einem die Sprache verschlagen.
Gegen den Klimawandel engagierte Menschen entpuppen sich dann als üppig ausgestattete
Luxuswesen, denen es nichts ausmacht, öfter mal den Flieger zu
nehmen, um von A nach B zu kommen: „Weil‘s schneller geht“.
„Weil‘s schöner ist“. Leute, die öffentlich für
Konsumverzicht standen (was einem immer schon etwas unglaubwürdig
vorkam), führen ihre prall geführten Kleiderschränke vor oder
prahlen mit dem eben angeschafften Lamborghini. Ein smarter Zynismus
scheint bei ihnen so gut wie alles zu überziehen. Eher beiläufig
wird dann gegen „Tugendwächter“ gewettert, „Denkverbote“
werden getwittert. „Gesinnungspolizei“ wird als „ugly“
abgemahnt, „Gutmenschen“: das geht gar nicht! - was für Personen
sind das? Gleichen sie gewissen Politikern, die ihr Recht anmahnen,
als „private“ Person ganz anders zu sein, wie als öffentliche
und ganz andere Standpunkte zu vertreten?
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