Reise durch Wirklichkeiten

Montag, 9. August 2021

Aus dem Elfenbeinturm

Die großprofessorale Geste, die rhetorikgeschulte Arroganz, die elegant geführte Finte, die sofort zum Gegenangriff übergeht und dadurch Überlegenheit ausstrahlt: das alles gefiel uns an manchen dieser Universitätsprofessoren auch nicht. Man kann diese Haltung beinahe täglich im Fernsehen bestaunen, wo Leute mit Professorentitel ihre Weisheiten verkünden oder bei Talkshows Rede und Antwort stehen. Die klare und deutliche Pointe, dies oft recht abgehoben wirkende und aus dem Elfenbeinturm der Besserwisser tönende „auf den Punkt kommen“, das ist es, was die Medien unbedingt wollen. Im universitären Alltag des Elfenbeinturms führen sich solche akademisch geadelten Figuren auch noch gerne als offiziell eingesetzte Entscheider über Leben und Tod auf, indem sie Noten verteilen, Zeugnisse ablassen und ein geldwertes Wohlwollen verteilen. Geradezu peinlich fanden wir auch, wenn sich solch professorale Expertise auch noch in eine vom Steuerzahler ordentlich vergoldete und von wissenschaftlich geerdeten Politikern lässig herbei geführte Beratertätigkeit überführen ließ. Andererseits lehrt gerade das akademische Leben die Auseinandersetzung mit solchen Positionen, die einem selbst als fremdartig vorkommen mögen. Ständiger Disput. Permanente Diskussion. Nur der Widerspruch zu der eigenen Position führt zur Weiterentwicklung und Schärfung der eigenen Meinung, in die man sich möglichst nicht allzu sich persönlich damit identifizierend verkriechen sollte. „Nicht persönlich nehmen“, das lernt man an der Uni. Dass dies vor allem Theorie ist, die in der Praxis allzu oft jovial übergangen wird, mag beklagt werden. Trotzdem ist die direkte Auseinandersetzung und der Austausch von Argumenten eine sehr fruchtbare Methode des Erkenntnisgewinns. Dass dieser Austausch nicht immer in Freiheit stattfindet, sondern in Abhängigkeiten verstrickt ist, erzeugt Wut und persönlichen Widerspruch.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen