Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Sonntag, 9. Mai 2021
Einsam, was ist das? Hat da jemand etwas gesagt....?
Wir sollen Optionen offen halten, auf den jeweiligen Zug aufspringen, das Beste für sich aus dem Andern heraus holen, ihn zur Stütze unseres Egos machen, ihn als "Konsumenten" und "Kunden" sehen. Sie sollen für mich bereit sein, wenn ich es brauche. Ich. als Mittelpunkt der Welt, der alles kriegen kann, wenn er nur will. Selbstoptimierung. Ob das ein Modell für die weitere Entwicklung dieser Gesellschaft ist? Einsamkeit hingegen ist Todsünde. Sie bedeutet das Gefühl, zu etwas verdonnert zu sein, was man gar nicht will. Einsamkeit geht mit dem Zuspruch von Schwäche einher, - was ja in unserer Marktwirtschaft gar nicht geht, weil Wertlosigkeit damit verbunden ist. Wir gehen ins Fitnesstudio, weil wir begehrenswert und attrativ sein wollen, uns aufwerten. Wir werden so zum Konsumartikel. Im Grunde suchen wir so recht eigentlich nach dem Andern, mit dem wir eine Bindung, - gleich welcher Art! - eingehen können. Wir aber sammeln per onlinedating Trophäen, statt Beziehungen zu suchen. Wir staffieren uns mit Menschen aus, die wir gerne „Freunde“ nennen. Was aber macht der Mensch „dazwischen“, der einsam ist, der sich als sozial unverträglich fühlen muss, der keine Freunde hat und sich insofern als wertlos dafür fühlt, dass Andere mit ihm in Beziehung treten? Ob da die Gesellschaft hierzulande etwas verpasst hat, indem sie Einsamkeit zum gottgewollten Schicksal der Wertlosen und Verlierer erklärt? Diese sollen pflichtschuldigst erklären, dass sie „an sich arbeiten“ wollen. Noch sind die Psychotherapeuten deswegen nicht überrannt. Denn kaum jemand getraut sich überhaupt, Einsamkeit zuzugeben und als Problem zu erkennen. Niemand, der sich selbst optimiert, ist einsam, niemand wäre dafür verantwortlich zu machen, außer man selbst, jedr ist der Manager seiner selbst und hat den entsprechenden (vom Coach gelehrten) Managersprech drauf - so diese Gesellschaft im Brustton der neoliberalen Überzeugung. Ob dies in Richtung der brutalen Züge der Marktwirtschaft geht? Wir sollen und müssen happy sein und „Erfolg“ haben, egal, ob Krankheit, Schulden, Schicksalsschläge, Liebe, Beruf oder Erziehung drücken.
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