Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 24. März 2021

Vererbtes Verhalten

Eigentlich fällt mir das schon länger auf: Dass man die Namen von bestimmten Akteuren der Entscheider- und Führungsklasse kennt. Aber sie haben plötzlich andere Vornamen, stammen offenbar aus der Familie der Mächtigen, der Pioniere und Vorangeher. Sie scheinen viele entscheidende Positionen zu belegen, ja, sie scheinen von diesen Positionen regelrecht angezogen zu sein. Ob sie da in eine Lebenswelt hineingeboren wurden und nun weitgehend wie selbstverständlich darin agieren. In einem Staat des Nepotismus (Vetternwirtschaft) scheint dies okay zu sein, Positionen werden „vererbt“, was ja in manchen Gesellschaften sehr offensichtlich so praktiziert wird. Dazu kommt, dass so etwas ein klassischer Fall von "Beziehungen" ist. Wer diese „Führungspersonen“ anspricht, erntet oberflächliches Unverständnis, man sei ganz „normal“ aufgewachsen, zur Führungsfigur geboren zu sein wird weit von sich gewiesen. Dabei scheint es ja so: Den Erfolg kann man offenbar lernen, indem man ihn quasi „mit der Muttermilch ein saugt“. Vorwärts zu kommen und andere zu verdrängen scheint ein Verhaltensmuster und soziales Gebaren, das auf allerlei Tätigkeitsbereiche übertragen werden kann. Die sachlichen und fachlichen Kenntnisse, die im heutigen Managment-Wesen ohnehin nicht mehr so wichtig sind, werden dabei „mitgeliefert“: Sie sind Inhalte des täglichen „So seins“, nicht nur der Tischgespräche. Per Sozialisation werden solche Junioren in bestimmte Lebenswelten eingeführt und verhalten sich anschließend entsprechend. Der „vertikalen Durchlässigkeit“ einer Gesellschaft, also ihren Aufstiegschancen durch Entfaltung ihrer Kräfte, ist das nicht zuträglich.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen