Reise durch Wirklichkeiten

Donnerstag, 25. März 2021

Valerie (24)

(Fragment, geschrieben in grauer Vorzeit...) Die Rolle eines Gigolos hätte er wohl öfters üben sollen! Zu den Naturbegabungen auf diesem Gebiet konnte er sich nicht gerade zählen. Das Beharrungsvermögen und die Unbeweglichkeit seiner Kommunikationsinstrumente samt seiner Neigung zu einem Respekt anderen Menschen geenüber hatten ihm schon manchen Strich durch die Rechnung gemacht, was ihn zusätzlich unsicher machte, - besonders gegenüber Leuten, die wie ein Chamäleon die Farbe ihrer Persönlichkeit der jeweiligen Umwelt anpassen konnten. Die die unterschiedlichsten Sprechweisen und die Sprachen der verschiedenen Charaktere einfach „drauf“ hatten und so als ein wandelbares Kaleidoskop, in dem sich die herrlichsten Farben selbst bespiegeln konnten, durch die Welt gingen. Die Welt als ein einziges Spiegelkabinett, in dem sich das Nichts in Gestalt von Menschen fortwährend in die Augen blickte, wobei es von der Geilheit auf sich selbst besessen sich in sich selbst verlieben konnte, das war seine Spezialität nicht. Gab es da Fluchtwege? Ausbruchsmöglichkeiten? Oder war dies alles eine Art Gesetz? Wenn man davon ausging, konnte man sein Dasein überhaupt verstehen? Was hieß „verstehen“ in diesem Zusammenhang überhaupt? Er hatte Mühe, die Spirale, die sich dabei in seinem Kopf drehte, auszuhalten. Er dachte an seine Studentenzeit, als eer ein Problem damit hatte, die Rolle dessen zu übernehmen, der bestimmte Fremd- oder Schlagwörter und Redewendungen als Imponiergehabe zu benutzen. Sie hatten allzu oft nur den Sinn, den Andern zu schlagen und übertrumpfen, abseits aller funktionalen Wissenschaftlichkeit, deren Anspruch natürlich sofort erhoben wurde, wenn man dies Theater verlogen und spießig fand. Aber vielleicht musste man ja, wenn man mitspielen wollte, hinüberwechseln zu jenen Clowns, diese Entwicklung der Entwertung von Wort und Sinn zunutze zu machen, indem sie versuchten, sich im Schatten zu sonnen.

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