Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 1. November 2019

Tanz am Abgrund

Ich betone, dass ich das Folgende aus der Erinnerung heraus schreibe, dass etwas in mir hängen geblieben ist, das mich beschäftigt, obwohl ich die Band Deichkind, um deren Video es geht, für mich längst aufgegeben hatte. Mir schien das alles viel intelligenter und eindrucksvoller angegangen und umgesetzt, wie bei den vielen Videos, die nur auf Effekte und Verblüffung setzen. Es geht um ein Musikvideo aus dem Album „Wer sagt denn das?“, das mir einigermaßen im Halbschlaf untergekommen ist. Dabei wurde das Konsumwachstum mit ziemlich viel humoristischem Abstand auf die Schippe genommen, in Anzügen und Verkleidungen, die viel zu groß und verschwenderisch sind, mit großspurigem Gehabe, einer wollte den anderen überholen mit einem noch krasseren Auftritt, was in den Rausch führt, in die große Zerstreuung, in ein maßloses Vergessen, angesichts des Betrugs, der einen tagtäglich umgibt, mit Lobbyisten als Volksvertretern, die für die Großkonzerne stramm stehen, und nur noch das Wort „Digitalisierung“ heraus bringen, ohne genau zu wissen, was sie damit meinen. Die Größenverhältnisse sind in diesem Video meiner Erinnerung nach durcheinander, wie überhaupt alles durcheinander zu sein scheint. Nein, es ist nicht alles scheise, immerhin geht es den meisten in der Welt deutlich schlechter. Wie es einem geht, der vermeintliche „Wohlstand“, der auf der Ausbeutung anderer aufbaut und maßlose Verschwendung will, ist die heilige Kuh, um die hier alles tanzt, wohl wissend, das bald andere Zeiten anbrechen könnten.

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