Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 10. November 2019

Fernsehrealität am Morgen

Jawohl, ich lasse morgens zum Aufstehen oder Nebenher oft das „Morgenmagazin“ laufen, zu dem sich ARD und ZDF zusammen getan haben (andere Programme dieser Art finde ich schlimm, weil die Werbung allzu aufdringlich ist). Umschalten zu anderen Morgenprogrammen ist auch angesagt. Ich staune dann oft, dass es bei vielen Leuten morgens darum zu gehen scheint, eine Art Routine und Langeweile zu vertreiben, zudem etwas Startenergie heraus zu kitzeln - und zwar vor allem durch aufgesetzte und nahezu penetrante gute Laune-Grinsen, durch dieses übertriebene Plapper- und Plauderhafte. Daneben gibt es noch ein paar Tipps für den Alltag, ein kleines Interview zur Politik und etwas Musik für die Medienindustrie, was meist an PR-Kampagnen der jeweiligen Protagonisten gekoppelt ist (neues Album etc.). Alles Häppchen, die gut konsumierbar gemischt sind. Kurz und auch mal weniger gut, Hauptsache mit Werbung durchsetzt. Aber alles mit dieser penetranten Guten Laune, mit diesem Dauergrinsen, das auf Biegen und Brechen Optimismus für den Tag verbreiten soll. Ist doch gut!, so geht es einem da durch den Kopf - aber könnte dabei nicht dieses Aufgesetztsein, diese Künstlichkeit ein bisschen vermieden werden, könnten nicht auch andere Bevölkerungsschichten angesprochen werden (man muss ja nicht gleich „Unterschichtenfernsehen“ machen, auch wenn man's dann trotzdem macht!!!)!?
Es wird meiner Einschätzung nach auf diese Weise ein bestimmtes Bild von der Wirklichkeit gestützt, das von einem Mainstream geprägt ist, den sich irgendwelche Programmdirektoren ausgedacht und ausgerechnet haben - natürlich nicht in eigener Person, sondern unter Zuhilfenahme von Statistiken und Zahlen, die teilweise wohl aus denselben Quellen stammen, wie diejenigen, die eine Regierung verbreitet. Tenor: Es geht uns gut. Also zufrieden sein! Und bald wird es bergab gehen, weshalb wir noch mehr sparen müssen. Der Staat sollte das auch, nimmt aber lieber ein - aber da wollen wir nicht so genau hin schauen. Dass solche medial produzierten Weisheiten aber nur für einen Teil der Bevölkerung gelten, dass der andere Teil ausgegrenzt ist und alles andere als gute Laune angesichts eines Tages hat, der unter Umständen von Belagerungen durch Ämter, Geldforderungen, Diskriminierungen und Behördengängen aller Art geprägt ist, scheint dabei unter den Tisch zu fallen (ist nicht Teil dieser „Realität“).

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