Die
Stilisierung der Einsamkeit kann auch als Ausdruck und Abbild einer
historischen Situation verstanden werden. Angesichts der zunehmenden
Verdinglichung und Anonymität der zwischenmenschlichen Beziehungen,
der Relativierung aller geschlossenen Sinnsysteme und der daraus
resultierenden Orientierungslosigkeit verweist das Bild des einsamen
Menschen auf einen gesellschaftlichen Zustand, der sich im ersten
Viertel des zwanzigsten Jahrhunderts voll entwickelte. Auf der
anderen Seite steckt darin auch ein Wunschbild: Die Idee des nicht
fremdbestimmten, eigensinnig seinen eigenen Weg suchenden
Individuums, niemanden außer sich selbst verpflichtet.“
Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Montag, 18. November 2019
Außenseiter bei Hesse (ca. 1984) (2)
Hier ein weiterer Ausschnitt
aus meiner Arbeit (ca. 1984) „Der Typ des Außenseiters im Frühwerk
Hermann Hesses“, der durchaus auch vom Zeitgeist geprägt gewesen
sein mag, aber auch heute noch zu denken geben mag: „Der Outsider
ist ein Wanderer, ist unterwegs im konkreten und übertragenen Sinne.
Camenzind erlebt wandernd die Natur, jedoch ist auch sein Lebensweg
eine Wanderung. Sesshaftigkeit wird mit Erstarrung gleichgesetzt. Der
Outsider muss bereit sein, vertraut Gewordenes hinter sich zu lassen,
und Einsamkeit dafür in Kauf zu nehmen. Am direktesten umgesetzt ist
dieser Gedanke in der Figur des Landstreichers Knulp, die Hesse
entwarf, als sein Leben äußerlich von Sesshaftigkeit und
bürgerlicher Erstarrung bedroht war.
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