Cybersex,
One Night Stands, Liebesroboter, Seitensprünge usw. sind begünstigt
durch den Kapitalismus. Nach den 60er und 70er Jahren wurde die
Sexualität freier. Dadurch wurden Männer und Frauen etwas
gleichberechtigter. Frauen konnten ihre Sexualität mehr genießen
als zuvor. Doch besonders die bildorientierte Medienindustrie, also
Werbung, Kino und Fernsehen begannen sofort, den sexualisierten Körper für
ihre Zwecke einzusetzen und zu verwerten. Kaufen und verkaufen hieß die Devise. Die Zahl der Sexszenen in
den Medien stieg nun massiv. Heute sind alle Medien von der
„Pornification“ durchdrungen, derer sich besonders gerne die
Werbung bedient, weil das Publikum davon angezogen ist ("Sex sells"). So wurde
Sexualität zu einer neuen Ware, die vom Kapitalismus massiv
ausgebeutet wird. Es entstand daraus auch eine Art
Übersexualisierung, die viele Auswirkungen auf die Möglichkeiten
hat, emotionale Bindungen einzugehen.
In einer Gesellschaft, in der
die Einzelnen außerhalb von Gemeinschaften und deren
traditionsbeladenen Gesetze leben, sind Beziehungen (insbesondere
„Liebesbeziehungen“) brüchig geworden und Gefühlswelten
weitgehend von Marktbeziehungen geregelt. Es wird die Romantik dabei
zu einem Gut, einer Ware, die in allen Widersprüchlichkeiten
konsumiert wird und zuletzt auch in diversen TV-Sendungen
glorifiziert wird. Die Liebe wird zu einem Thema, das individuell und
universell zugleich zu sein scheint. Dabei ist sie vor allem von
kollektiven Veränderungen und vom Kapitalismus geprägt, in dem Sinne, dass das Kapital (oder: das Geld) alle Lebensbereiche regelt (totalitärer Zug). Menschliche
Beziehungen scheinen dem Gesetz von Angebot und Nachfrage zu
gehorchen, Bedürfnisbefriedigung scheint oberstes Gesetz, wobei dies
Bedürfnis nie befriedigt werden kann und auch nicht soll. Liebe oder Zuwendung soll man, so wird uns weis gemacht, kaufen können. Die Welt
der Gefühle beugt sich insofern ganz offenbar der Welt der Wirtschaft und merkt
dies nicht einmal. Doch Männer und Frauen sind bei der Partnerwahl
womöglich schon immer finanziellen Überlegungen nachgehangen, was
wohl bis heute anhält. Geld, Status und Bildung sind wichtige
Faktoren, wenn wir uns verlieben und wir dem Menschen begegnen, mit
dem wir leben möchten. Was passiert unter solchen Bedingungen mit
den romantischen Gefühlen? Die Liebe wird zu einer mit Emotionen
aufgeladenen Ware.
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