Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 9. November 2019

Sex und Liebe als Ware

Cybersex, One Night Stands, Liebesroboter, Seitensprünge usw. sind begünstigt durch den Kapitalismus. Nach den 60er und 70er Jahren wurde die Sexualität freier. Dadurch wurden Männer und Frauen etwas gleichberechtigter. Frauen konnten ihre Sexualität mehr genießen als zuvor. Doch besonders die bildorientierte Medienindustrie, also Werbung, Kino und Fernsehen begannen sofort, den sexualisierten Körper für ihre Zwecke einzusetzen und zu verwerten. Kaufen und verkaufen hieß die Devise. Die Zahl der Sexszenen in den Medien stieg nun massiv. Heute sind alle Medien von der „Pornification“ durchdrungen, derer sich besonders gerne die Werbung bedient, weil das Publikum davon angezogen ist ("Sex sells"). So wurde Sexualität zu einer neuen Ware, die vom Kapitalismus massiv ausgebeutet wird. Es entstand daraus auch eine Art Übersexualisierung, die viele Auswirkungen auf die Möglichkeiten hat, emotionale Bindungen einzugehen. 
In einer Gesellschaft, in der die Einzelnen außerhalb von Gemeinschaften und deren traditionsbeladenen Gesetze leben, sind Beziehungen (insbesondere „Liebesbeziehungen“) brüchig geworden und Gefühlswelten weitgehend von Marktbeziehungen geregelt. Es wird die Romantik dabei zu einem Gut, einer Ware, die in allen Widersprüchlichkeiten konsumiert wird und zuletzt auch in diversen TV-Sendungen glorifiziert wird. Die Liebe wird zu einem Thema, das individuell und universell zugleich zu sein scheint. Dabei ist sie vor allem von kollektiven Veränderungen und vom Kapitalismus geprägt, in dem Sinne, dass das Kapital (oder: das Geld) alle Lebensbereiche regelt (totalitärer Zug). Menschliche Beziehungen scheinen dem Gesetz von Angebot und Nachfrage zu gehorchen, Bedürfnisbefriedigung scheint oberstes Gesetz, wobei dies Bedürfnis nie befriedigt werden kann und auch nicht soll. Liebe oder Zuwendung soll man, so wird uns weis gemacht, kaufen können. Die Welt der Gefühle beugt sich insofern ganz offenbar der Welt der Wirtschaft und merkt dies nicht einmal. Doch Männer und Frauen sind bei der Partnerwahl womöglich schon immer finanziellen Überlegungen nachgehangen, was wohl bis heute anhält. Geld, Status und Bildung sind wichtige Faktoren, wenn wir uns verlieben und wir dem Menschen begegnen, mit dem wir leben möchten. Was passiert unter solchen Bedingungen mit den romantischen Gefühlen? Die Liebe wird zu einer mit Emotionen aufgeladenen Ware.

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