Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 17. März 2019

Gesundheitserfahrungen (1)

Das Folgende basiert auf Erfahrungen der letzten Tage und ist rein subjektiv, aus der Sicht eines Patienten formuliert. Es beansprucht keinerlei Allgemeingültigkeit, sondern versucht, total subjektiv Erfahrungen zusammen zu fassen. Der Einsatzwille und die Bereitschaft, wenigstens technisch auf einen einzugehen, scheint an den Sprechstundenzeiten zu enden. Selbst in den krassesten Notfällen. Das alte Bild eines fürsorglichen Arztes, der sich für den Menschen hinter dem „Fall“ interessiert, scheint mir endgültig passé zu sein. Man wendet sich in seiner Not an das Krankenhaus, wo einem unter Umständen sehr „professionell“ geholfen wird. Doch anschließend an diese Notversorgung ist man ein„Fall“, wird nicht nur im Bett hin- und hergeschoben, muss froh sein, wenn irgendwo noch „ein Platz“ frei ist. Einzelne setzen sich rührend für einen ein, telefonieren und agieren innerhalb des Krankenhauses. Doch dass auch sie irgendwann eine Grenze haben werden, muss man einsehen. Überhaupt: es könnte alles noch schlimmer sein.
Man wird als „Fall“ anonym und „wenn Zeit ist“ auf eine Abteilung geschoben, dazu erfährt man auf der Fahrt seine Diagnose. Dabei kommt man sich wie in einen surrealen Film gerutscht vor. Bin das wirklich ich? Für solch sensiblen Fragen ist jetzt keine Zeit, ich weiß das gut. Man will mit dem das Bett schiebenden Pfleger in einen kurzen Gedankenaustausch darüber kommen, ob sich Krankenhäuser nicht irgendwie auf den auf statistisch unterlegten steigenden Anteil von Singles/Solisten in der Bevölkerung einstellen sollten. Doch man wird abgeblockt, abgebremst und erfährt selbst unter Schock noch das Desinteresse des Gegenübers, der einen irgendwann irgendwo abstellt. Man hat nicht die notwendigen Papiere bei sich (ein Fehler, ich weiß!) und auch kein Smartphone. An der Pforte, zu der man selbst in einem bedenklichen Zustand stürzt, wird einem keine Chipkarte für das hauseigene Telefonsystem ausgehändigt. Begründung? Nicht nötig. Also fühlt man sich wie in einem Gefängnis. Man kann niemanden anrufen und sich nicht mal ausweisen, selbst Geld steht einem nicht zur Verfügung. Gibt man dies zu verstehen, so wird einem beschieden: „Jetzt legen Sie sich hin und überlegen sich, ob sie hier bleiben wollen, Hier wird niemand gegen seinen Willen festgehalten….“ Man überlegt sich das und entschließt sich, auch in einem krassen Zustand weg zu gehen, hinaus in die Nacht.

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