Der zuständige Minister
hatte unlängst Auftritte damit, dass er sich rühmte, 13 000 neue
Stellen „geschaffen“ zu haben. Bloß, was ist, wenn der Markt so
gut wie leer gefegt ist und es bei weitem eine solche Zahl an
Pflegern gar nicht gibt (dass in anderen Ländern Leute einfach
weggekauft werden, eine Praxis, die man auch in Zeiten der
sogenannten Globalisierung als „Neokolonialismus“ brandmarken
könnte?... Und die in anderen Industriebereichen ohnehin gang und gäbe
zu sein scheint?) Mal völlig abgesehen davon, dass der tatsächliche
Bedarf sehr viel höher zu liegen scheint. Ob man sich dafür rühmen
kann, wenigstens einen Anfang gemacht zu haben? Und überhaupt, was
heißt es, solche Stellen „geschaffen“ zu haben? Ob das heißt,
dass solche Stellen bisher gar nicht existiert haben? Ob das
möglicherweise etwas aussagt über das „beste Pflegesystem der
Welt“? Übliche Erklärungen und Rechtfertigungen: das Geld reiche
nicht (Für eine Erhöhung des Verteidigungshaushalts, aus dem offenbar viele Millionen an Euros in "Beraterverträge" abgeflossen sind...) . Also wäre auch nicht daran zu denken, zusätzliches Personal
einzustellen. Ob aber Vorstandsvorsitzende von Pflegeheimbetreibern
hohe sechsstellige Summen verdienen müssen? Welche Rolle wohl
Gewinn- und Profitinteressen spielen. Tatsache ist, dass der Staat
entschieden hat, den Betreibern selbst und dem sogenannten „Freien
Markt“ die Fürsorge und die gute Pflege selbst zu überlassen. Klar, "der Markt" soll es richten, er ist von vornherein heilig gesprochen. Das kennen wir auch aus anderen Bereichen. Die
Einführung der Pflegeversicherung schaffte einst (in den neunziger
Jahren) scheinbar gute Bedingungen. Plötzlich war Geld vorhanden.
Gute Bedingungen. „Wir hatten damals stationäre
Pflegeeinrichtungen, Altenheime mit sehr langen Wartelisten, das
Dreibettzimmer war gang und gäbe. Wenn Sie heute sehen, dass wir
eine Vielzahl von Pflegeeinrichtungen mit unterschiedlichen
Ausrichtungen haben, dass wir keine Wartelisten mehr haben, dass die
Leute eine Wahlfreiheit haben, dann finde ich, dass die
Pflegeversicherung ein Erfolgsmodell ist“„ sagt Karl-Josef
Laumann, Landesminister und bei der CDU zuständig fürs Gesundheitliche, in einem
Fernsehinterview.
Das Geld, das in den
Pflegebereich fließt, ist in kürzester Zeit um 500 % mehr geworden.
Waren es Mitte der Neunziger 4 Milliarden Euro, so sind es heute mehr
als 26 Milliarden. Es ist ein riesiger Markt entstanden, in dem der
Staat die Akteure dieses Marktes weitgehend frei schalten und walten
lässt: Selbstverwaltung ist angesagt. Ob das eine Pflege nach sich
ziehen könnte, die mehr das Wohl der Betreiber als das der Bewohner
nach sich ziehen könnte? Ob das sogar beabsichtigt ist? Hinzu kommt, dass die Politik viele er
daraus resultierenden Aufgaben an private Einrichtungen delegiert.
Bund, Länder und Gemeinden haben sich längst daraus zurück
gezogen, der Staat scheint hier schon lange auf dem Rückzug. „Wir
werden das, was wir an Infrastruktur brauchen, ohne privates Kapital
gar nicht bauen können“, sagt Karl-Josef Laumann von der CDU dazu.
Ob das gute Aussichten sind? Für wen eigentlich? Im „besten
Pflegesystem der Welt“?
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