Reise durch Wirklichkeiten

Dienstag, 29. Januar 2019

Am Morgen ohne Sorgen

Allmählich gehen mir die ewig lachenden und lächelnden Figuren in den Frühstücksfernsehprogrammen auf die Nerven. „Ja klar haben die keine Sorgen“ sagt man sich und staunt über so viel professionelle Ignoranz. Die zur Schau getragene gute Laune hat wohl Methode: sie will dem „Konsumenten“ als Inszenierung Mut machen und Kraft geben, seinen eigenen Alltag zu bewältigen. Blöd nur, dass das oft sehr aufgesetzt und künstlich wirkt, wie eine Verpflichtungserklärung zur Unehrlichkeit dem Publikum gegenüber. Die Absicht erscheint offensichtlich: Der schöne Schein soll alles überstrahlen, die Lüge soll dem Einzelnen eine Stütze abgeben, seine Schwierigkeiten zu bewältigen. Was ist mit dem Arbeitslosen, dem erfolglosen Selbständigen vor seiner Pleite? Man muss Zeit haben für Doppeldeutigkeiten, man muss „die Ebene dahinter“ erkennen. Ein bisschen Problemchen in gut vertraglichen Portionen, ein bisschen Boulevard. Nach der tausendsten Produktempfehlung für den deutschen Nobelsportwagen, kommt Neid auf auf diejenigen, die über die Anschaffung eines solchen Wagens nachdenken und dabei alle Abgasprobleme ignorieren können. Die dem Imponiergehabe aufsitzen, was davon ausgeht. Die nicht die tatsächlichen Vorzüge eines solchen Wagens schätzen, sondern seine Symbolik bezüglich des sozialen Status. Man nimmt verwundert zur Kenntnis, wie „Prominente“ angehimmelt werden, die – ach Wunder! - auch nur Menschen sind und die sich mit ihrer sozialen Rolle verbunden haben. Die Größe „Erfolg“ wird danach in der Abteilung Sport angebetet, obwohl Dopingaffären da so manche Zweifel streuen könnten. Der "Konsument" wähnt sich damit immer auf der Höhe der Zeit, glaubt sich informiert, kann auch nichts machen und versinkt in seinem deutschen Ego....... 

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