Die Überangepassten waren uns suspekt. Diejenigen,
die in der Schule und „im Leben“ überall Einser hatten. Die
Musterschüler. Die Stipendienerhalter. Als „Primus“ bewährt.
Die „Durchsetzungsfähigen“. Die „Karrierebewussten“. Die
überall vorne dran waren. Die unbedingt Medizin studieren wollten.
Die als „große Begabungen“ galten. Die „Schlauen“. Dahinter
vermuteten wir die falschen Gründe. Wohl auch zu recht. Die schienen
dem System allzu willfährig zu sein. Aus unserer Perspektive. Wir
wollten da nicht mithalten. Denn wir glaubten uns im Recht. Pointe:
Später schnitten sie uns eine lange Nase, die Karrieristen. Sie
hatten alles richtig gemacht. Wir nicht. Sie hatten ihre Karriere
gemacht. Wir hatten unseren Niedergang zelebrieren müssen. Sie waren
beispielsweise auf dem Ticket einer Partei voran gekommen. Wir hatten
uns mit nichts identifizieren wollen. Wir beobachteten, versuchten,
zu analysieren. Dass das ein Luxus war, erkannten wir zu spät. Der
Ehrgeiz fehlte uns. Den Preis hatten wir später zu bezahlen. Das
„Gestalten wollen“ (was eine andere Formulierung für „Macht
ausüben“ ist) übte auf uns keine Anziehungskraft aus. Also
sackten wir ab. Schnell, intelligent und offen zu sein lehnten wir
als Vorzeigeeigenschaften ab. Das war man auf eine eher
selbstverständliche Art. Die Gesellschaft hat sich so entwickelt,
dass sie das nicht honoriert, sondern negativ sanktioniert, dass sie
das abstraft. Es scheint nämlich darauf anzukommen, etwas zu zeigen,
vorzutäuschen, was nicht unbedingt da sein muss. Es gilt die
Verkaufe, nie der Inhalt. Blender werden belohnt. Überzeugungen zu
haben, ist nicht sehr beliebt. Es gilt vielmehr, „die richtigen“
Überzeugungen zu haben.
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