Reise durch Wirklichkeiten

Donnerstag, 21. Juni 2018

Soziale Intelligenz und Künstliche Intelligenz

Unser Wirtschaftssystem braucht Wachstum, so die weit verbreitete Meinung. Das führt beispielsweise konkret dazu, dass alles, was an Energieeffinzienz hervorgebracht wird, wieder in Wachstum umgesetzt wird, wobei nicht nach „qualitativem“ („nachhaltiges“ Wachstum, d.h. Vor allem: ökologisch verträglich) Wachstum gefragt wird, sondern meist ein „quantitatives“ Wachstum (beliebiges Wachstum um jeden Preis) gemeint ist. Dass dies auch menschliche Eigenschaften wie Gier und Egoismus fördert (moralisch ausgedrückt, - doch heute würde man auch sagen: im „sozialen“ Sinne), wird billigend in Kauf genommen. Die Abholzung jeglicher Regenwälder, die Zerstörung der Natur und jeder Ressourcen des Menschen wären dem dienlich. Es ist in einer solchen Wachstumsidiologie sozusagen der Preis dafür. Unter anderem.
Dass dies Wachstumsdogma seit mindestens 50 Jahren in Frage steht, wird nicht nur negiert, sondern regelrecht verdrängt. Ökonomen, Volks- und Betriebswirtschaftler scheinen immer wieder Rechtfertigungen dafür zu schaffen, sie scheinen unsere Wirklichkeit zu bestimmen. So muss wohl jede Koalitionsvereinbarung damit beginnen, dass sie mehr Wachstum erzeugen will. Auch in Talkshows, Diskussionen wird dies Dogma von den Ökonomen immer wieder so vorgeführt, als sei es ein Naturgesetz. Es scheint ein unumstößliches Dogma.
Um dies zu erreichen, werden dann Menschen dressiert, trainiert, geschult und durch ein in öffentlichen Diskussionen dauernd gefordertes und bis zum Erbrechen oft gehörtes „lebenslanges Lernen“ so gefügig für die Wirtschaft gemacht, dass das so geförderte und geforderte Individuum möglichst reibungslos in die ihm vorgestanzten Abläufe passt. Ob das alles aber in Stein gemeiselt ist, ob es unter veränderten Bedingungen auch so sein muss? Zweifel mögen erlaubt sein, insbesondere dann, wenn wir nicht nur über eine der wirtschaftlichen Logik folgenden „technologischen Intelligenz“ nachdenken, sondern auch über eine „soziale Intelligenz“. Sie würde es als Chance und Möglichkeit begreifen, dass unter den Bedingungen der zunehmenden Robotisierung und einer weniger werdenden Arbeit sich dem „gemeinen“ Mensch Freiräume erschließen könnnten, die er seiner Selbstverwirklichung zuführen könnte. „Niedere“, bzw. unqualifizierte Arbeiten könnten in einem ersten Schritt zunehmend von Robotern ausgeführt werden. Später, bei einem höheren Entwicklungsstand, könnten dann auch komplexere Arbeiten hinzu kommen. Der Begriff von „Arbeit“ wäre unter solchen Bedingungen völlig neu zu fassen. Finanzspekulanten und Techniker scheinen derzeit noch nahezu absolut über sie zu verfügen, sie scheinen sie zu definieren und vorzugeben. Noch läuft auch das gesamte System der sozialen Absicherung über das Erwerbsarbeitsleben. Arbeit definiert den Menschen, verschafft Anerkennung und Selbstwert. Sie wäre aber besonders in Form der „Lohnarbeit“ in Zukunft längst nicht mehr das Medium der Selbstverwirklichung des Menschen, - wie noch in der Gegenwart. Wir würden versuchen, sie in ein neues Selbstverständnis zu integrieren, sie zu überführen in ein neues Entwicklungsstadium, das von einer Allgemeinheit und deren Interessen bestimmt sein würde.

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