Dass
dies Wachstumsdogma seit mindestens 50 Jahren in Frage steht, wird
nicht nur negiert, sondern regelrecht verdrängt. Ökonomen, Volks-
und Betriebswirtschaftler scheinen immer wieder Rechtfertigungen
dafür zu schaffen, sie scheinen unsere Wirklichkeit zu bestimmen. So
muss wohl jede Koalitionsvereinbarung damit beginnen, dass sie mehr
Wachstum erzeugen will. Auch in Talkshows, Diskussionen wird dies
Dogma von den Ökonomen immer wieder so vorgeführt, als sei es ein
Naturgesetz. Es scheint ein unumstößliches Dogma.
Um
dies zu erreichen, werden dann Menschen dressiert, trainiert,
geschult und durch ein in öffentlichen Diskussionen dauernd
gefordertes und bis zum Erbrechen oft gehörtes „lebenslanges
Lernen“ so gefügig für die Wirtschaft gemacht, dass das so
geförderte und geforderte Individuum möglichst reibungslos in die
ihm vorgestanzten Abläufe passt. Ob das alles aber in Stein
gemeiselt ist, ob es unter veränderten Bedingungen auch so sein
muss? Zweifel mögen erlaubt sein, insbesondere dann, wenn wir nicht
nur über eine der wirtschaftlichen Logik folgenden „technologischen
Intelligenz“ nachdenken, sondern auch über eine „soziale
Intelligenz“. Sie würde es als Chance und Möglichkeit begreifen,
dass unter den Bedingungen der zunehmenden Robotisierung und einer
weniger werdenden Arbeit sich dem „gemeinen“ Mensch Freiräume
erschließen könnnten, die er seiner Selbstverwirklichung zuführen
könnte. „Niedere“, bzw. unqualifizierte Arbeiten könnten in
einem ersten Schritt zunehmend von Robotern ausgeführt werden.
Später, bei einem höheren Entwicklungsstand, könnten dann auch
komplexere Arbeiten hinzu kommen. Der Begriff von „Arbeit“ wäre
unter solchen Bedingungen völlig neu zu fassen. Finanzspekulanten
und Techniker scheinen derzeit noch nahezu absolut über sie zu
verfügen, sie scheinen sie zu definieren und vorzugeben. Noch läuft
auch das gesamte System der sozialen Absicherung über das
Erwerbsarbeitsleben. Arbeit definiert den Menschen, verschafft
Anerkennung und Selbstwert. Sie wäre aber besonders in Form der
„Lohnarbeit“ in Zukunft längst nicht mehr das Medium der
Selbstverwirklichung des Menschen, - wie noch in der Gegenwart. Wir
würden versuchen, sie in ein neues Selbstverständnis zu
integrieren, sie zu überführen in ein neues Entwicklungsstadium,
das von einer Allgemeinheit und deren Interessen bestimmt sein würde.
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