Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 5. April 2025

Pop as pop can

Heute sehe ich das Pop-Phänomen oft als eine Art hilflose Geste des Selbstausdrucks in der industriell geprägten Gesellschaft, als einen Akt der künstlerisch-kreativen Selbstoptimierung, der stellvertretenden „Verwirklichung“ eines vitalen Ichs, so wie es heute die aktuellen Verhältnisse von jedem fordern. Gefragt ist der aktive Popmusiker. Der sich verkaufen kann, der einem Influencer gleicht und nicht unbedingt im Hinblick auf Musik ein Ass sein muss. Weil das heute dazu gehört. Einer, der teilnimmt. Der sich - im Falle des Erfolgs - in Gehirne schleicht, - und zwar ganz anders als die Art und Weise, die „Künstler“ immer schon verfolgt haben. Dieser Popmusiker war einmal. Das war damals so. Heute ist er einer, der alles um sich herum geschehen lässt und sich möglichst optimal anpasst. Rührend. Ich neige auch dazu, den Mechanismus des Protests als eine typische Hysterie der ersten Lebenshälfte zu sehen, die sich nun allmählich in den blinden Reflexen der Masse verliert. Merkwürdig, dies Gehabe hatte mich früher nicht sehr berührt, obwohl ich es permanent wahrgenommen hatte. Es muss wohl so etwas wie eine Selbstverständlichkeit des Trends gewesen sein. Und diese „Normalität“ nimmt man nicht wirklich als solche wahr.

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