Reise durch Wirklichkeiten

Donnerstag, 13. April 2017

Soziale Gerechtigkeit (3)

Es war gestern nur so eine kleine Meldung zwischen Fußball und Terrorismus, zwischen Trump und NATO: dass das Vermögen in Deutschland sehr ungleich verteilt sei, hieß es da. Die reichsten 10 % der Leute würden mehr als die Hälfte des Gesamtvermögens besitzen. Die untere Hälfte aber gerade mal 1 %. Von Armut bedroht? Iwo, sagt da die Bundeskanzlerin. Deutschland sei es noch nie so gut gegangen. Und im Übrigen seien das alles nur Zahlen von Der Linken. Es gäbe ohnehin viel zu viele Leute, die das schöne Deutschland schlecht reden wollen, meint ein hoffungsvoll bebrillter CDU-Politiker der zweiten Reihe, der eines Tages Merkel beerben will und deshalb bei jeder sich bietenden Gelegenheit in den Medien auftritt. Vor allem Familien mit Kindern hätten es schwer, so der Bericht weiter. Alles nur Schwarzseher!, - scheint da eine gewisse Meinung dazu aufzublitzen. Vertrauen in die Kraft der Innovation sei da nötig, so meint ein anderer Politiker, dessen Partei bei den letzten Wahlen aus dem Bundestag geflogen war. Jetzt wird aber heftig um ihn geworben, er ist en vogue, was so richtig gut zu ihm passt. Damit erhebt eine sich selbst dazu erklärende Politiker-Elite Anspruch auf die Deutungshoheit über die Fakten, über die Wahrheit. Das Grundgefühl vieler Menschen in Deutschland heute ist eines der Angst und Sorge vor der Zukunft und vor Chancenlosigkeit. In Umfragen sagen 70 Prozent der Deutschen, dass sie die soziale Ungleichheit als zu hoch empfinden. Immer mehr Menschen fühlen sich abgehängt. Es stimmt etwas nicht in der Verteilung, auch wenn das nur eine schnell vergessene Meldung unter anderen ist. Viele der Mächtigen leugnen das Problem mit dem mantramäßig wiederholten Hinweis auf die wirtschaftlichen Erfolge der vergangenen zehn Jahre. Die Arbeitslosenquote ist von über 5 Millionen auf heute 2,7 Millionen halbiert worden. Wir sind stolz, Export-Vizeweltmeister zu sein, und auf die vielen deutschen Weltmarktführer. Deutschland ist viel besser durch die globale Finanzkrise und die europäische Wirtschaftskrise gekommen als die meisten unserer Nachbarn. Jawohl, - aber für viele Menschen könnte es besser sein. Viele ignorieren, dass diese Erfolge nicht allen, sondern nur wenigen Menschen zugute gekommen sind. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen