Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 7. April 2017

Soziale Gerechtigkeit (2)

Barrack Obama, der einstige Präsident der Vereinigten Staaten, meinte: „Wirtschaftliche Ungleichheit bedroht die Demokratie“. Er will damit vielleicht darauf hinweisen: Alle Demokratie könnte – überspitzt ausgedrückt - Inszenierung sein. Könnte. Sie könnte es erlauben, dass sich eine Schicht von Mächtigen und Finanzstarken etabliert, um die politischen Geschicke alleine schon durch ihre lobbygestützte Machtausübung zu bestimmen. Andere Bevölkerungsschichten wären dann von politischen Entscheidungen ausgeschlossen, würden sich einem Diktat von sich selbst dazu erklärten „Eliten“ und durch tausend "Abschlüsse" legitimiert gegenüber sehen. Ob sich etwa im deutschen Parlament anteilig eben so viele Juristen, Beamten und Berufspolitiker finden? Ob dies das Volk, seinen Willen oder seine Trägheit widerspiegelt? Welche Wirkung etwa Parteispenden haben, - in den USA gar? Dort sind sie juristisch unter „Meinungsfreiheit“ geführt. Dass Trump keine Spenden nehmen musste, weil er so ungeheuer reich ist, hat ihm wohl bei den Wahlen geholfen. Also hat die vom Geld herbei geführte Ungleichheit diese Form des Nationalismus und Populismus zumindest begünstigt. Ob es Paralellen zu Deutschland gibt? 
Für das so obertolle, wirtschaftsstarke (wurde schon mal anders ausgerufen...) und obertüchtige Deutschland gilt, dass sich eine tiefe Unsicherheit darüber in die Mittelklasse hinein gefressen hat, den Job zu verlieren, abzurutschen, sich ein „normales“ Leben und eine Teilnahme an Entscheidungen nicht mehr leisten zu können. Die Risken scheinen etwaige Chancen verdrängt zu haben. Dadurch ergeben sich Fragen, die sich darum ranken, wer in dieser Gesellschaft seinen Status einigermaßen absichern kann, wer sich "qualifizieren" kann, wer davon leben kann, wer am gemeinsamen Leben teilnehmen kann. Damit hängt zusammen, welche Arten von Arbeit für welche gesellschaftlichen Gruppen offen sind. Zum Beispiel mag sich in einer Gesellschaft der Eindruck aufdrängen, dass die Absolventen der ENA (Ecole Nationale) in ganz besonderem Maße für oberste Führungsaufgaben qualifiziert seien. Das mag vielleicht stimmen. Doch stellt sich die Frage, ob der Zugang zu dessen Studiengängen auch für Angehörige unterer Gesellschaftsschichten offen stehen und welche Energie, bzw. „Anpassungsleistung“ (gesellschaftliche Bezeichnung: „Emporkömmlinge“) sie zu einem solchen sozialen Aufstieg aufbringen sollten. Die Qualität von Jobs kennzeichnet zudem, ob sie dauerhaft oder befristet sind. Hier erhebt sich auch die Frage, inwiefern die soziale Herkunft solche Qualitätskriterien zu beeinflussen mag.  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen