Die Alterung und
Digitalisierung der Gesellschaft erfordert wohl völlig neue
Konzepte, zu deren Entwicklung die Politik freilich recht wenig
beizutragen hat. Wir haben zunehmend eine Spaltung der Gesellschaft
und ein Gerechtigkeitsproblem. Viele Menschen haben das Gefühl, dass
die Erträge aus der Globalisierung nicht gerecht verteilt werden.
Diejenigen, die mithalten können (weil sie über entsprechende
Qualifikationen verfügen), profitieren überdurchschnittlich, jene,
die da nicht mitgehen können, die bleiben stehen. Die Polarisierung
nimmt zu, statt, - wie ursprünglich versprochen - abzunehmen. Die
Globalisierung versprach nämlich anfangs, die gesellschaftlichen
Unterschiede auszugleichen. Stattdessen sind größere Unterschiede
entstanden. Vieles scheint ungerecht zuzugehen. Dies wurde im Zuge
der Finanzmarktkrise deutlich, zeigt sich aber auch an der
gegenwärtigen Diskussion über Managergehälter. Die Ungleichheit
hat zugenommen, - und zwar trotz der annähernden Vollbeschäftigung
und den dauernd beschworenen guten Verhältnissen in Deutschland. Die
SPD will darauf reagieren, indem sie verspricht, die Uhr zurück zu
drehen und gewisse Teile der von Schröder eingeführten „Agenda
2010“ wieder zugunsten früherer Verhältnisse zu reformieren (und
dies auf die Gefahr hin, dass sich Deutschlands Wirtschaftssituation
dadurch nachhaltig ändern könnte). So soll ja das Arbeitslosengeld
nach neuesten SPD-Vorstellungen wieder um das Doppelte verlängert
werden. Doch durch die bevorstehende Digitalisierung wird uns wohl
(in Zeiträumen, über die durchaus Uneinigkeit besteht) eine weitere
Polarisierungswelle erreichen, die die Unterschiede ein weiteres Mal
zu verschärfen droht. Roboter werden in einem hohen Maße
Tätigkeiten übernehmen, die bisher Menschen gegen Lohn übernommen
hatten. Große Teile der „Beschäftigten“ könnten dadurch
„freigesetzt“ werden.
Effizienzfragen standen
bei der bisher gültigen und besonders in den 60er und 70er Jahren
praktizierten Form der „sozialen Marktwirtschaft“ im Vordergrund.
Doch in der nun unmittelbar bevorstehenden Phase könnte die
Verteilungsproblematik als „soziale Gerechtigkeit“ mehr im
Vordergrund stehen. Ob nur wenige Menschen von der „Digitalisierung“
profitieren sollten? Ob es eine Form des „Grundeinkommens“ geben
wird? Ob sich die Versprechen auf Leistung gesellschaftlich immer
weiter entkoppeln und Manager noch mehr verdienen sollen? Jetzt schon
wurden Fakten bekannt: 3100 Euro Rente am Tag und weitere „Benefits“,
14 Millionen Euro pro Jahr Grundeinkommen für weitgehend fehlende
Leistung. Ob daraus ein Gefühl der gesellschaftlichen
Ungerechtigkeit entstehen kann? Ob die kommende gesellschaftliche
Entwicklung solche Tendenzen noch weiter voran treiben kann? Ob das
Prinzip der Effizienz noch weiter zuungunsten der
Verteilungsproblematik voran schreitet? Globalisierung,
Digitalisierung und demographische Alterung könnten viele
Einzelschicksale in ein bodenloses Loch stürzen, aus dem manche nur
noch durch totalitäre Konzepte heraus zu kommen glauben. Zäune und
Mauern ziehen, ein Bewusstsein von „Wir“ und „die Anderen“
könnten da nur ein Ausdruck unter anderen sein, die sich jetzt schon
in den meisten westlich geprägten „Industriegesellschaften“ (die
sich zunehmend zu Digitalgesellschaften wandeln) zeigen.
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