Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 1. April 2017

Globalisierung und Digitalisierung

Die Alterung und Digitalisierung der Gesellschaft erfordert wohl völlig neue Konzepte, zu deren Entwicklung die Politik freilich recht wenig beizutragen hat. Wir haben zunehmend eine Spaltung der Gesellschaft und ein Gerechtigkeitsproblem. Viele Menschen haben das Gefühl, dass die Erträge aus der Globalisierung nicht gerecht verteilt werden. Diejenigen, die mithalten können (weil sie über entsprechende Qualifikationen verfügen), profitieren überdurchschnittlich, jene, die da nicht mitgehen können, die bleiben stehen. Die Polarisierung nimmt zu, statt, - wie ursprünglich versprochen - abzunehmen. Die Globalisierung versprach nämlich anfangs, die gesellschaftlichen Unterschiede auszugleichen. Stattdessen sind größere Unterschiede entstanden. Vieles scheint ungerecht zuzugehen. Dies wurde im Zuge der Finanzmarktkrise deutlich, zeigt sich aber auch an der gegenwärtigen Diskussion über Managergehälter. Die Ungleichheit hat zugenommen, - und zwar trotz der annähernden Vollbeschäftigung und den dauernd beschworenen guten Verhältnissen in Deutschland. Die SPD will darauf reagieren, indem sie verspricht, die Uhr zurück zu drehen und gewisse Teile der von Schröder eingeführten „Agenda 2010“ wieder zugunsten früherer Verhältnisse zu reformieren (und dies auf die Gefahr hin, dass sich Deutschlands Wirtschaftssituation dadurch nachhaltig ändern könnte). So soll ja das Arbeitslosengeld nach neuesten SPD-Vorstellungen wieder um das Doppelte verlängert werden. Doch durch die bevorstehende Digitalisierung wird uns wohl (in Zeiträumen, über die durchaus Uneinigkeit besteht) eine weitere Polarisierungswelle erreichen, die die Unterschiede ein weiteres Mal zu verschärfen droht. Roboter werden in einem hohen Maße Tätigkeiten übernehmen, die bisher Menschen gegen Lohn übernommen hatten. Große Teile der „Beschäftigten“ könnten dadurch „freigesetzt“ werden.
Effizienzfragen standen bei der bisher gültigen und besonders in den 60er und 70er Jahren praktizierten Form der „sozialen Marktwirtschaft“ im Vordergrund. Doch in der nun unmittelbar bevorstehenden Phase könnte die Verteilungsproblematik als „soziale Gerechtigkeit“ mehr im Vordergrund stehen. Ob nur wenige Menschen von der „Digitalisierung“ profitieren sollten? Ob es eine Form des „Grundeinkommens“ geben wird? Ob sich die Versprechen auf Leistung gesellschaftlich immer weiter entkoppeln und Manager noch mehr verdienen sollen? Jetzt schon wurden Fakten bekannt: 3100 Euro Rente am Tag und weitere „Benefits“, 14 Millionen Euro pro Jahr Grundeinkommen für weitgehend fehlende Leistung. Ob daraus ein Gefühl der gesellschaftlichen Ungerechtigkeit entstehen kann? Ob die kommende gesellschaftliche Entwicklung solche Tendenzen noch weiter voran treiben kann? Ob das Prinzip der Effizienz noch weiter zuungunsten der Verteilungsproblematik voran schreitet? Globalisierung, Digitalisierung und demographische Alterung könnten viele Einzelschicksale in ein bodenloses Loch stürzen, aus dem manche nur noch durch totalitäre Konzepte heraus zu kommen glauben. Zäune und Mauern ziehen, ein Bewusstsein von „Wir“ und „die Anderen“ könnten da nur ein Ausdruck unter anderen sein, die sich jetzt schon in den meisten westlich geprägten „Industriegesellschaften“ (die sich zunehmend zu Digitalgesellschaften wandeln) zeigen. 

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