Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 9. April 2017

Milchmarkt

Ein Beispiel für EU-Verhältnisse, Afrika und industrielle Nahrungsmittelproduktion: Eine durchschnittliche Milchkuh produziert mittlerweile dank spezieller Züchtungen mehr als vier mal so viel Milch wie noch vor Jahren. Es wird mit ihnen von den hiesigen Agrarfabriken deutlich mehr Milch produziert, als vor Jahren von der EU festgelegt. Mit der daraufhin einsetzenden Milchschwemme fielen auch die Preise. Riesige Mengen an Milchpulver wurden produziert, um sie teuer in Lagerhäusern einzulagern und sie – so das teure Versprechen – wieder in den Markt zu entlassen, sobald die Preise höher sein würden. Doch einstweilen wird der Export wichtiger. Großmolkereien exportieren ihre Produkte sowieso in zahlreiche Länder auf der ganzen Welt. Also wieso nicht gleich Milchpulver exportieren? Wieso? Lohnt sich das? Der Milchmarkt wurde spätestens mit der Reform 2006 „liberalisiert“, d.h. Einflussnahmen des Staates wurden zugunsten von Marktmechanismen zurück gedrängt („Neoliberalismus“). Seitdem unterliegt der Milchmarkt globalen Einflüssen, der „Marktteilnehmer“ muss versuchen damit zurecht zu kommen.  Nicht nur afrikanische Länder wie Ghana, Kamerun oder Kenia müssen darunter leiden, weil nämlich ihre eigenen landwirtschaftlichen Produkte unter solchen Verhältnissen nicht mehr "wettbewerbsfähig" sind. Aus EU-Milchpulver hergestelltes Yogurth beispielweise kostet nämlich deutlich weniger als einheimisch hergestelltes.

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