Reise durch Wirklichkeiten

Montag, 20. Mai 2024

Im Prozess

Immer wieder habe ich Kafka zu mir genommen, Aber in kleinen Portionen. Ich habe ihn „inhaliert“ und mich seiner Persönlichkeit versichert. Jüngst freilich habe ich beschlossen (vielleicht auch inspiriert durch seinen Todestag!) , den „Prozess“ wieder zu lesen. Wieso? Irgendwie schien mich das anlässlich eines obwaltenden Staatsgefühls und einer ungewissen Obrigkeit gegenüber, neu anzugehen. Etwas hüllt mich ein, das ich besser verstehen wollte. Da ist es ein Trost, dass so einer in der Vergangenheit existierte, der es genauso empfand. Ich fühle mich von allerlei latenten Zudringlichkeiten einer Institution Staat überzogen. Mein Gott, anderswo ist das viel schlimmer, ich weiß! Unsichtbar, aber wirksam. Ausgesetzt. Reguliert. Der „mündige“ Bürger ist nicht mehr angesagt. Man muss ihn vielmehr zu seinem Glück zwingen, so meinen manche Neo-Totalitäre. Experten treten nach vorne und wissen alles besser. Jeder auf seinem Gebiet. Eine riesige und trotz aller Beteuerungen immer weiter wachsende Bürokratie überwölbt das Ganze. Für alles gibt es ein Formular (oder mehrere). Selbst wenn ich unter Flatulenz leide, soll ich dafür ein Formular einreichen, das dann über einem schwebt, aber offenbar nie bearbeitet wird. Die Sprache, die Bezeichnungen und Ausdrücke werden manipuliert, so lange, bis „es passt“. Das Essen wird auf einige wünschenswerte Dinge eingeschränkt und anderes (das manchmal ganz schön viel Spass machen kann!) verteufelt, am besten wird das Bedürfnis auf das gelenkt, was als gesund und klimafreundlich gilt, alleine schon, weil dann die Krankenkasse für durch menschliche Unvernünftigkeiten herbei geführte Beschwerden nicht mehr so viel zahlen muss. Minderheiten werden tot geschwiegen, wobei die Bestimmer und Machthaber früher selbst einmal in der Minderheit waren. Es wird verboten und vorgeschrieben, nach Gesetzen, die die Machthaber bestimmen und als „vernünftig“ befunden haben. Dafür haben sie dann auch Formulare und Behörden, wofür ein horrendes Geld ausgegeben wird, während eine wachsende Zahl von Rentnern (diese Parasiten!) darben und die Tafeln sich eines nie da gewesenen Zuspruchs gegenüber sehen. Der Zufall ist etwas sehr gefährliches. Die daraus entstehenden Verhaltensweisen von Bürgern sehen nach außen wie bewusste Entscheidungen aus, sind aber von Unvernunft bestimmt. Und über allem wächst die Bürokratie immer weiter. Wie gut, dass ich Kafka an meiner Seite weiß! Förderungen, für die Formulare ausgefüllt werden müssen, werden nach seltsamen und kaum nachvollziehbaren Kriterien vergeben. Leicht anzunehmen, dass die im Einklang mit der herrschenden Politik stehen sollten. Freilich ist deren „Architektur“, deren inhaltliche Machart und Ausrichtung nur schwer oder gar nicht zu erkennen. Sie wird zudem kaum erklärt. Was reicht: Sie ist „unfehlbar“. Basta. Es gibt Institutionen, die das Wohlverhalten der Bürger überprüfen und mit Strafen für diejenigen bedenken, die zunehmend digital zu verfolgen sind (Digitalisierung!!). Nicht nur deren Lobbyisten mit den amtlich aus dem Fernsehern grinsenden Gesichtern sind fortwährend bemüht, ihren Einfluss auszubauen.

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