Reise durch Wirklichkeiten

Dienstag, 21. Mai 2024

Steuerflucht

Ein beliebtes Spiel der Rechtfertigung von gewissen Steuermissständen ist es, das Gebaren von Reichen und Armen gegenseitig aufzurechnen. Es gäbe ja so viele Arme (und Asylanten?), die den Staat auch gerne mal betrügen würden, wenn sie nur könnten, etwa bei der Anmeldung von Reinigungskräften, die als Geschäftsessen deklarierte Geburtstagsparty oder falsche Angaben bei der Pendlerpauschale. Das soll also genauso oder sogar (wegen der Gesamtsumme) noch verwerflicher sein, als das Gebaren von Steuersündern, die Steuervermeidungsstrategien mittels geschickter Anwälte und findiger Steuerberater durch die Flucht in „Steueroasen“ auszunutzen versuchen. Dahinter steht wohl auch die neoliberale Ansicht, dass in einem Staat alles erlaubt sei, was nicht ausdrücklich verboten sei. Gerne wird sich in diesem Zusammenhang auf den Rechtsstaat berufen, der in diesem Zusammenhang und „im Namen des Volkes“ ohnehin gerne herbei zitiert wird. Alles legal. Leute, dass die Politik diese Gesetze gemacht hat und all dies erlaubt, gehört zum Skandal! Das Argument, dass gewisse Dinge auch „legitim“ sein können, wird mit dem Hinweis auf die in den achtziger Jahren so beliebten „Sachbeschädigungen“ abgeschmettert. Es wird vor einer „abschüssigen“ bahn gewarnt, wenn das „Legitime“ eine größere Rolle spielen sollte. Auch soll die sogenannte „Hausbesetzerszene“, die unter anderem bei dem G 20-Gipfel in Hamburg so unangenehm sichtbar wurde, dadurch nicht nachträglich gerechtfertigt werden, dass die Legitimität ihrer Aktionen behauptet werde, so das hinterhergeschobene Argument. Dass ganze Staaten von ihren geringen Steuersätzen leben, dass es geradezu ihr Geschäftsmodell innerhalb der EU ist, wird in diesem Zusammenhang als Ärgerlichkeit wahrgeommen. Letztlich soll es aber an der EU und dem dahinter stehenden politischen Willen liegen, dass solcher Steuerwettbewerb nicht unterbunden wird. Dass Deutschland dabei offenbar großartige Erklärungen gegen Steuersünder abgibt, in Brüssel aber alle gesetztlichen Vorschriften blockiert, macht die Sachlage auch nicht besser. Moral nutze da weniger, es müssten Vorschriften oder Gesetze her. Dass Minister dagegen sofort protestieren und dabei ins Felde führen, dass sich die EU bei einer entsprechenden Gesetzgebung ja selbst anklagen würde, macht die Sache nicht (Ob das einschlägige Lobbyisten und Kumpels zu vermeiden wissen?) übersichtlicher. Jedenfalls scheinen solche Verhältnisse in der EU möglich zu sein. „Black List“? Ja. Aber nicht mit Ländern aus der EU. Und überhaupt, gegen moralisierende Argumentationen verwahrt man sich sowieso. Moral? Igitt! Dass Reiche von vornherein ganz andere Möglichkeiten der Steuervermeidung haben als der sogenannte „Kleine Mann“ und dadurch eine sozusagen programmierte Ungerechtigkeit entsteht, bleibt da ganz außen vor. Dass derjenigen Gemeinschaft, in der Gewinne erzielt werden, ein gewisses Recht auf Steuereinnahmen zusteht, - nun ja, wer wollte das bestreiten? Wer das Recht hat, diesem Gemeinwesen die ihm zustehende Steuer (Streitpunkt, wieviel....aber nicht, dass....) einzutreiben? Hm, zumindest einschlägige Anwälte und ihre Kumpels in der Politik. Wo da der Wutbürger bleibt? Von ihm war bisher nichts zu hören. 1000 Milliarden pro Jahr werden einstweilen vermisst. Oder ist alles anders? X x A popular game to justify certain tax grievances is to offset the behavior of rich and poor. There are so many poor people (and asylum seekers?) who would like to defraud the state if they could, for example when registering cleaners, declaring a birthday party as a business meal or giving false information about the commuter allowance. This should be just as reprehensible or even more reprehensible (because of the total amount) than the behavior of tax evaders who try to exploit tax avoidance strategies by using clever lawyers and resourceful tax advisors by fleeing to “tax havens”. Behind this is probably the neoliberal view that everything that is not expressly forbidden is permitted in a state. In this context, people often refer to the rule of law, which is often cited in this context and “in the name of the people”. Everything legal. People, the fact that politicians made these laws and allows all this is part of the scandal! The argument that certain things can be “legitimate” is dismissed with reference to the “damage to property” that was so popular in the 1980s. There are warnings about a “slope” path if the “legitimate” plays a larger role. The so-called “squatter scene”, which became so unpleasantly visible at the G20 summit in Hamburg, among other things, should not be subsequently justified by asserting the legitimacy of their actions, according to the underlying argument. In this context, the fact that entire states live off their low tax rates, that it is actually their business model within the EU, is perceived as an annoyance. Ultimately, however, it should be up to the EU and the political will behind it to ensure that such tax competition is not prevented. The fact that Germany is apparently making great statements against tax evaders, but is blocking all legal regulations in Brussels, doesn't make the situation any better. Morality is of less use; regulations or laws are needed. The fact that ministers immediately protest against this and argue that the EU would indict itself if such legislation were passed does not make the matter any clearer (do relevant lobbyists and cronies know how to avoid this?). In any case, such conditions seem to be possible in the EU. “Blacklist”? Yes. But not with countries from the EU. And anyway, people object to moralizing arguments anyway. Moral? Yuck! The fact that rich people have completely different options for tax avoidance than the so-called “little man” from the outset and that this creates a programmed injustice, so to speak, is completely ignored. The fact that the community in which profits are made has a certain right to tax revenue - well, who would dispute that? Who has the right to collect the tax due to this community (the point of contention is how much... but not that...)? Hmm, at least relevant lawyers and their friends in politics. Where is the angry citizen? Nothing has been heard from him so far. 1000 billion per year are currently missing.

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