Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Donnerstag, 7. September 2023
Wachstum, immer schneller
Unsere Wirtschaft sieht aus, als wäre sie erwachsen. Sie ist es aber nicht. Wäre sie ein Kind, müsste man feststellen: Sie ist in der Wachstumsphase hängen geblieben. Sie wächst einfach immer weiter, auch jetzt in der Krise, die uns klar machen soll, dass es ohne Wachstum nicht geht. Was? Alles. Grenzen kennt unsere Wirtschaft nicht - und soll sie auch nicht kennen. Denn wir glauben, dass es uns nur gut gehen kann, wenn die Wirtschaft wächst. Deswegen konsumieren wir unablässig, verabreichen der Wirtschaft Konjunkturspritzen, schnüren Rettungs- oder Entlastungspakete, päppeln sie mit Wachstumskuren auf, bemuttern sie, damit sie auch bloß bald wächst! Gerade jetzt, im Krieg.
Alle überlegen, wie sie auf ökologische Betriebssysteme umstellen können. Die chemische Industrie, wenn sie alles von den Grundstoffen bis zur Produktion umstellt, braucht 685 TWh/Jahr, was mehr ist, als ganz Deutschland heute verbraucht. Ähnlich fallen die Bilanzen in anderen Industrien aus. Außerdem wird es für E-Autos nicht genügend Öko-Strom geben. Das heißt, die Industrie wäre eigentlich bereit, auf Öko-Energie umzustellen. Nur stellt sich dann heraus: Diese Öko-Energie gibt es nicht und wird es auch nicht geben. Das heißt, dass wir im großen Stil verzichten müssten und „unsere“ Wirtschaft eigentlich schrumpfen müssen, wenn wir klimaneutral produzieren wollen. Eine schrumpfende Wirtschaft gibt es aber im Kapitalismus nicht, d.h. wir müssen uns zumindest von dieser Form des Kapitalismus verabschieden. Das alles sind Themen, die so groß sind, dass man sie im politischen Alltag der Wahlen (siehe heute abend!) nicht denken kann. Verzicht zu predigen, bedeutet für jeden Politiker so etwas wie ein Todesurteil. Wenn man jetzt den Wählern sagen würde, dass der Verbrauch sich halbieren sollte, Kapitalismus ist nicht mehr und die Automobilindustrie müssen wir eigentlich schließen (obwohl mindestens 1,7 Mio Menschen davon abhängig sind), dann sagt jeder: das Thema lassen wir mal lieber erstmal beiseite. Stattdessen tun wir so, als könne man das mit Windrädern das irgendwie ganz angenehm gestalten. Erneuerbare Energien: Freiheitsenergien. Das Problem: Der Kapitalismus braucht ständiges Wachstum, aber die Ressourcen sind begrenzt.
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