Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Mittwoch, 27. September 2023
Geistis, Sinn und Marktwirtschaft
Was mich ärgert: Der Erwerb von Bildungsqualifikation wird allüberall als Voraussetzung für gesellschaftlichen Aufstieg und großes Einkommen gepriesen. Mir scheint das radikal falsch zu sein, weil es nur wirtschaftsgängige, kaufmännische und technokratisch orientierte Studiengänge zu gelten scheint. Beliebt sind unter sozialen Aufsteigern auch juristisch orientierte Disziplinen. Ich jedenfalls habe erlebt, dass sich geisteswissenschaftlich orientierte Studiengänge gröbste Diskriminierungen bis hin zum extremen sozialen Abstieg anhaltend gefallen lassen müssen. Dies trifft natürlich Studierende unterschiedlicher Herkunft in unterschiedlicher Weise. Wer "reiche" Eltern hat, sitzt so etwas mühelos aus und drängt zu seiner eigenen "Selbstoptimierung". Und, was logisch erscheint: Gerade unter Geisteswissenschaftlern scheint extremer Wettbewerb dergestalt zu herrschen, dass vor allem „Networking“ (Aufbau und Erhalt von Seilschaften) und Glück gilt, um auf diesem Feld groß heraus zu kommen. Wer „nur“ seinem inneren Kompass folgt, scheint im Abseits zu landen. Insofern scheint mir hier eine extreme Teilung vorzuliegen: Wer sich im gesellschaftlichen Sinne als „durchsetzungsstark“ (oft nicht das Gros der Geisteswissenschaftler) erweist, scheint eindeutig im Vorteil zu sein. Insgesamt scheint mir so etwas nicht dazu zu führen, dass sich ein Teil der akademisch Gebildeten als ein „nützliches Mitglied“ der Gesellschaft bewähren und damit sein Bestes geben kann. Außerdem wird von dergestalt „Erfolgreichen“ gerne vergessen, was sie der Gesellschaft schulden, die die Voraussetzungen für ihren Aufstieg geschaffen hat. Wohin Orientierungslosigkeit und mangelnde Bereitschaft, sich zu hinterfragen, führen kann, wird am aktuellen Zustand dieser Gesellschaft und ihren Entwicklungen überaus deutlich. „Sinn“ erscheint als Kategorie kaum noch akzeptiert. „Die Märkte“ regieren und suchen sich dafür ihr Personal. Die „Reichen“ scheinen fest davon überzeugt, dass sie ihren Erfolg sich selbst verdanken und ihn deswegen auch verdienen. Die Erfolgreichen zelebrieren nach wie vor ihre „Verdienste“ mit großer Überheblichkeit und medialer Ausstrahlung. Es scheint „noch“ (!) ein allgemeiner Glaube daran zu herrschen, dass sich der Wert einer Person an ihrem Wohlstand, ihres beruflichen Standes und ihres Bildungsabschlusses bemisst. Die, die „man“ nicht sieht, verdrücken sich auf der anderen Seite des sozialen Grabens in Armut und bedauern, dass sie sich nicht rechtzeitig an gewisse politische Parteienstrukturen und den damit zusammen hängenden Mechanismen des sozialen Aufstiegs angepasst haben. In gewisser Weise sind sie die Verlierer der Globalisierung und sind bei denen gelandet, die sich mit geringem Einkommen und einer permanenten Entwürdigung auseinander zu setzen haben.
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What annoys me: The acquisition of educational qualifications is praised everywhere as a prerequisite for social advancement and a large income. That seems radically wrong to me, because it only seems to apply to business, commercial and technocratically oriented courses. Legally oriented disciplines are also popular among social climbers. In any case, I have experienced that humanities-oriented courses have to put up with the most gross discrimination, including extreme social decline. Of course, this affects students from different backgrounds in different ways. Anyone who has "rich" parents sits it out effortlessly and pushes for their own "self-optimization". And what seems logical: Especially among humanities scholars, there seems to be extreme competition in such a way that “networking” (establishing and maintaining cliques) and luck are what count most in order to make it big in this field. Those who "only" follow their inner compass seem to end up on the sidelines. In this respect, it seems to me that there is an extreme division here: those who prove to be “assertive” in the social sense (often not the majority of humanities scholars) seem to have a clear advantage. All in all, it seems to me that something like this does not lead to a part of the academically educated being able to prove themselves as a “useful member” of society and thus do their best. In addition, such "successful ones" tend to forget what they owe to the society that created the conditions for their advancement. Where a lack of orientation and a lack of willingness to question oneself can lead becomes extremely clear in the current state of this society and its developments. “Sense” hardly seems to be accepted as a category anymore. "The markets" rule and look for their staff. The "rich" seem firmly convinced that they owe their success to themselves and therefore deserve it. The successful still celebrate their "merits" with great arrogance and media charisma. There seems to be "still" (!) a general belief that the value of a person is measured by their wealth, their professional status and their educational qualifications. On the other side of the social divide, those who cannot be seen squander themselves in poverty and regret that they did not adapt in good time to certain political party structures and the associated mechanisms of social advancement. In a way, they are the losers of globalization and have ended up with those dealing with low incomes and permanent degradation.
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