Reise durch Wirklichkeiten

Dienstag, 19. September 2023

Schopi, Tod, Seneca

„Wenn man, so im täglichen Umgange, von einem der vielen Leute, die Alles wissen möchten, aber nichts lernen wollen, über die Fortdauer nach dem Tode befragt wird, ist wohl die passendeste, auch zunächst richtigste Antwort: „Nach deinem Tode wirst du seyn was du vor deiner Geburt warst“. Denn sie implicirt die Verkehrtheit der Forderung, daß die Art von Existenz, welche einen Anfang hat, ohne Ende seyn solle, zudem aber enthält sie die Andeutung, daß es wohl zweierlei Existenz sind und, dem entsprechend, zweierlei Nichts geben möge. - Imgleichen jedoch könnte man antworten: „Was immer du nach deinem Tode seyn wirst – und wäre es nichts, - wird dir alsdann eben so natürlich und angemessen seyn, wie es dir jetzt dein individuelles, organisches Dasein ist: also hättest du höchstens den Augenblick des Übergangs zu fürchten. Ja, da eine reifliche Überlegung der Sache das Resultat ergibt, daß einem Daseyn, wie das unsrige, das gänzliche Nichtstun vorzuziehn seyn wäre, so kann der Gedanke des Aufhörens unsrer Existenz, oder einer Zeit, da wir nicht mehr wären, uns vernünftigerweise so wenig betrüben, wie der Gedanke, daß wir nie geworden wären. Da nun dieses Daseyn wesentlich ein persönliches ist, so ist demnach auch das Ende der Persönlichkeit nicht als ein Verlust anzusehn...“ (zu finden in: Artur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung) Seneca schrieb zum selben Thema: „Der Tod bedeutet die Tilgung jeglichen Schmerzes, und er ist die Grenze, über die unsere Leiden nicht hinausgelangen; er gibt uns wieder jenen Zustand der Ruhe zurück, dem wir vor unserer Geburt angehörten.“ x "If, in everyday dealings, you are asked about life after death by one of the many people who want to know everything but don't want to learn anything, the most appropriate and initially most correct answer is: "After your death you will be what you were before you were born". For it implies the wrongness of the requirement that the kind of existence which has a beginning should be without an end, but it also contains the suggestion that there are two kinds of existence and, correspondingly, two kinds of nothings. - At the same time, however, one could answer: "Whatever you will be after your death - and if it were nothing - will then be just as natural and appropriate to you as your individual, organic existence is to you now: so at most you would have the moment to fear the transition. Yes, since a mature consideration of the matter yields the result that complete idleness would be preferable to an existence like ours, the thought of the cessation of our existence, or of a time when we would no longer be, can reasonably be so little sadden like the thought that we would never have become. Since this existence is essentially personal, the end of the personality is not to be regarded as a loss..." (to be found in: Artur Schopenhauer, The World as Will and Representation) Seneca wrote on the same subject: “Death is the eradication of all pain and it is the limit beyond which our sufferings do not go; he restores to us that state of calm to which we belonged before we were born.”

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