Reise durch Wirklichkeiten

Donnerstag, 22. September 2022

Wohin anfangen?

Flucht aus der Wirklichkeit? Oder Begier nach Erfahrung? Man müsste wie die Figuren bei Max Frisch von vorne anfangen können. Gar nicht mal aus Unzufriedenheit, sondern nur um ein Leben noch einmal neu zu leben. Aus anderer Perspektive. Für jemanden wie mich ist das sogar vollkommen logisch. Dieser Gedanke hat mich unter anderem an den Pionieren fasziniert, die im 19. Jahrhundert in die USA aufgebrochen sind. Neue Horizonte. Sich selbst neu erfinden. Sich quasi umdrehen, derselbe bleiben und doch alles anders sehen. Ich selbst habe zu wenig Urvertrauen dazu. Man sehnt sich nach einer anderen Auszeit. Das unter anderem war es, was ich bei meinen Kirchenbesuchen empfunden habe. Das ist eine Sphäre, ein Ort, der mitten im Geschehen steht und doch außerhalb. Ein Ort, der Zeitlosigkeit verspricht, und doch ein Zeugnis der Zeitläufte, der Historie, ist. Ein Raum, eine künstlerisch gestaltete Höhle, ein Ort der Besinnung, des Suchens und vielleicht ein Ort des Findens. Des Innehaltens. Des Aussteigens aus dem Rat Race. Stein statt Beton. Die Kühle in der Hitze. In einem gestalteten Raum, scheinbar absichtslos in sich ruhend, und doch mit vielen inneren Absichten, in architektonischen Zwangsläufigkeiten und religiösen Sinngebungen erbaut. Überhaupt, - der Sinn. Vielleicht sind (Kloster)kirchen ein Ort des Sinns. Per se. Auch ohne die christliche Lehre mitzudenken. Mich wundert, dass ich das so über die Empfindung, über das reine Spüren erfahren konnte, - früher war ich da eher ein Kopfmensch. Es erschließt sich mir jetzt, viele Jahre später, ein anderer Zugang zu dieser Sphäre.

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