Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 17. Juli 2022

Konsum und Identität

Die Wirtschaft läuft nicht mehr so reibungslos wie einst. Inflation. Lieferkettenprobleme. Die Ängste vieler Deutscher könnten sich also bestätigen: sozialer Abstieg und Verlust an Persönlichkeit? Es könnte weniger gekauft, also konsumiert werden, weil die Leute kein Geld mehr haben. Nun ist es aber so, dass viele Menschen wohl ihre Identität an den Konsum, an das Kaufen, geknüpft haben. Sie wollen sich darin ausdrücken, was sie gekauft haben, mit welchen Gegenständen sie sich umgeben. Laut statistischen Angaben hat jeder Deutsche etwa 10 000 Gegenstände. Mit ihnen umgibt er sich also ohnehin. Woher wohl all die dafür notwendigen Rohstoffe kamen und trotz Krieg noch immer kommen? Rohstoffe. Aus welchen Arbeitsbedingungen sie wohl resultieren? Noch glauben wir, solche Fragen stellen zu dürfen. Doch auch hier deuten die Zeichen der Zeit in eine andere Richtung. Rücksichtsloser Egoismus scheint angesagt. Es wird Kriege um Ressourcen geben. Zuerst ich, dann die Anderen, so scheint hierzulande das Motto. Ganze Staaten verfolgen ihr Interesse, indem sie Menschen rücksichtslos für ihre Vision ausbeuten. Immer mehr scheint ein solches Verhalten akzeptiert zu werden und als „normal“ zu gelten. Man muss ja schließlich…. Diktatoren, Autokraten und autoritäre Figuren geben dem Ganzen ein Gesicht, stehen dafür.… Hier in Deutschland war zuletzt eine zeitliche Phase gegeben, in der so viel konsumiert wurde wie noch nie. Es scheint so, als würden Konsum und Identität miteinander stark zusammen hängen. Es wird dadurch unter anderem gesellschaftlicher Status gezeigt: SUV fahren? ok. Tesla? ok. Urlaub am Meer? Mehrmals im Jahr ok. Konsum und Identität. Eine uralte Erkenntnis, gerade für diejenigen Menschen, die in einem konsumkritischen Klima aufgewachsen sind und dadurch auch viel ihrer Identität bezogen haben. Man grenzt sich durch Konsum voneinander ab, zeigt seine Zugehörigkeit zu einer Gruppe, Gefühle werden gezeigt, persönliche Eigenheiten demonstriert, Glück gesucht. Vom frühesten TV-Morgenprogramm an. Schon un- oder vorbewusst werden wir „programmiert“, bringen Glücksgefühle und Konsum in Verbindung, - was besonders die omnipräsente Werbung für ihr Zwecke ausnutzt. Ob das auch aus unserer Vorgeschichte kommen könnte? Möglichst viel möglichst schnell zu raffen, brachte schon früher Erfolg. Zugreifen, so schnell es geht, war wohl schon unter Urmenschen eine Devise, brachte ein Überleben in karger Umwelt. Doch das hat sich längst geändert: wir umgeben uns mit überflüssigen Dingen, die wir scheinbar billig erstanden haben. Marketingspezialisten versuchen dafür unseren Gefühlen und unseren Gewohnheiten auf den Grund zu kommen und sie für ihre Zwecke zu nutzen. Kaufen ist nicht nur um Mittel der Darstellung einer Identität, sondern auch oft zum Freizeiterlebnis geworden. Massenkonsum ist angesagt.

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