Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 23. September 2020

Wissen und tun

Wir sollten etwas tun - und tun etwas anderes. Handeln und tun – ein seltsames Gegensatzpaar, das in unserem Alltag eine große Rolle zu spielen scheint. Wohlstand und die Pflicht, als Species zu überleben. Was dem Verstand widerspricht, ist uns zu oft recht als alltägliche Handlung. Das Wort, das gerade jetzt, in Pandemiezeiten, Konjunktur hat, ist „Wohlstand“. Wohlstand bedeutet auch Macht, das andere bedeutet Verzicht und zunächst auch mehr Abstand vom bequemen Genuss. Klimakatstrophe? Davon in allen Facetten zu wissen und danach zu handeln bedeuten offenbar unterschiedliche Dinge. Wir müssten das anders in uns hinein bekommen. Internalisieren. Wir als Menschen hätten nach unserem Selbstverständnis die Wahl. Trotzdem steigen wir ins Auto, fressen Fleisch oder tun andere schädliche Dinge. Auch ist da ein Systemzusammenhang, - wir sind diesem Falle in dem immer penetranter werdenden Widerspruch zwischen Stadt und Land. Klar kann ich in der Großstadt locker auf ein Auto verzichten. Fahrrad? E-Mobilität? Alles wunderbar. Auf dem Land ist das schon viel schwieriger….
Da sind diejenigen, die uns einen Fortschritt in Richtung auf das Ziel in technologischer Hinsicht versprechen. Die richtige App, das richtige System, usw. Doch das, was diese Art von technologischen Fortschritt immer getrieben hat, war die Profitmaximierung. Ob das in dieser Hinsicht weitgehend ausfällt? Ob da nicht auch ein anderer Antrieb hinzu kommen müsste? Klar, wir wären gezwungen zu verschiedenen Dingen. Ob diese aber mehr Gewinn versprechen würden?
Ob wir nicht in materielle Zusammenhänge gestellt sind, die uns gewisse Alternativen verbieten und die uns umweltschädliches Verhalten nahe legen? Gewiss, eine Art „oberer Mittelstand“ (u.a. Lehrer, Softwarespezialisten und andere Technokraten) hat die finanziellen Voraussetzungen, um sich richtig zu verhalten. Im Bio-Laden einkaufen. Vegan leben ohne großen Verzicht. „Noch schnell die Welt retten“: Solche Leute können sich das vorgaukeln. Sie verfügen auch über Ressourcen, um sich richtig zu verhalten. Doch es gibt auch die weitgehend unsichtbare Klasse der Prekären, die mehr schlecht als recht vor allem von Transfers lebt und die über keinerlei Beweglichkeit verfügt, um besser zu leben. Da bedeutet überleben, die billigen Sachen zu kaufen. Und die sind von „Discountern“ meist sehr ungünstig verpackt, so dass sie eine wahre Plastikflut auslösen. Immer noch. Daran hat sich nicht viel geändert.

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