Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 9. August 2020

Valerie (13)


In seiner Lage hatte man entweder aus welchen Gründen auch immer entweder überhaupt kein Verständnis für die alltägliche Technik oder man lebte in einem fast magischen Zustand mit ihr, schrieb ihr Qualitäten zu, die sie sicher nicht besitzt, „beseelte“ sie, um einigermaßen mit ihr auszukommen. Dass man ihr ausgeliefert war, war eine alltägliche Erfahrung. Neben der Autobahn, in zirka 50 m Entfernung, lief ein Kanal (oder war es ein begradigter Fluss?) entlang. Aus dem Auto war ein Teil des Flusses zu sehen, das andere Teil war verdeckt von schnurgerade betonierten Begrenzungen. Die Pflanzen links und rechts hatten nichts davon, was an die Nähe von Wasser erinnern könnte, mit dem Rand des Betroans war das Flussgebiet schroff zu Ende, es gab nicht diese fließenden Übergänge von Wasser und Land, diesen Zaun von nasser Erde, von angeschwemmten Steinen, keine Einbuchtungen, Verspieltheiten, - die Sache war klar und übersichtlich. Das Wasser floss geradeaus, anonym, Plänen und Überlegungen entlang, die an irgendeinem Schreibtisch entstanden waren, aufgrund von Analysen und Berechnungen. Er hatte auf einmal Lust, anzuhalten und hinein zu springen, vom Sprungbrett unerfüllter Wünsche und Träume. Aber, so stellte er sich vor, das Wasser war voller Chemikalien, zudem war es wohl kalt und dreckig. Sicher war es ohnehin verboten, darin zu baden. Er merkte, dass er schlecht roch und bald duschen sollte. Er kam sich entlarvt vor. Es war natürlich völlig absurd. Wie konnte er überhaupt auf diesen Gedanken kommen? Ein Hinweisschild zeigte jetzt in 3 km Entfernung eine Tankstelle an und er fühlte sich erleichtert. Er gab Gas, mit dem sicheren Gefühl, diese kleine Angst ausgestanden zu haben, auf offener Strecke stehen zu bleiben.

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