Reise durch Wirklichkeiten

Montag, 3. August 2020

Valerie (12)


Er nahm sich vor, unbedingt noch einmal zu diesen feisten Weibern zu schauen, um es als einen Leitfaden und Ratgeber zur Bewältigung von Neurosen, und emotionalen Fehlentwicklungen anzunehmen. Jawohl, er wollte keiner dieser Selbsterfahrungsfreaks auf Rezept, dieser Tanzbären mit dem samtenen Blick und dem Schmelz in der Stimme sein. Er hatte keine Lust, alle zwei bis drei Jahre auf einen anderen Trip zu gehen, je nachdem, was gerade angesagt war. Diese Art von Flexibilität und Mobilität schien ihm viel zu sehr in der Nähe von Oberflächlichkeit, - im schlimmeren Sinne - zu sein, in der Nähe von Entfremdung und Identitätsverlust. Das waren seltsam pathetische Worte, die er aus früheren Zeit herüber gerettet hatte, für sich, als er noch sich selbst öfters in die Augen schaute.
Die Benzinanzeige strebte nun unaufhaltsam dem Nullpunkt zu. Es musste nun bald eine Tankstelle kommen. Ansonsten war er gezwungen, einfach bei der nächsten Autobahnausfahrt abzubiegen und irgendwo in einem Ort des Nirgendwo zu tanken. Der Wagen schien überhaupt die letzten Kilometer schlecht zu ziehen. Er bemühte sich, dem keine weitere Bedeutung zuzumessen. Von technischen Dingen hatte er ganz allgemein keinerlei Ahnung. Es interessierte ihn auch nicht das Wenige, was man täglich brauchte. Und doch meinte er manchmal, Motoren oder Maschinen verstehen zu können. Er ahnte mechanische Vorgänge intuitiv, er fasste technische Apparaturen als in sich greifende Organismen, keinesfalls als toten Gegenstand, sondern als eigendynamisches Etwas, das, wenn man etwas von ihm wollte, es angemessen zu behandeln hatte. Dadurch konnte man sich manchen überflüssigen Ärger ersparen.

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