Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 23. August 2020

Heraklit bites.....

Alles fließt!“: Solche Sprüche, wie etwa der von Heraklit (520-460 v. Chr.) imponierten mir immer. Auch glaubte ich gerne, dass die Welt aus Gegensätzen bestehe, die ununterbrochen auseinander hervor und ineinander übergehen. Ich glaubte, dass jegliche menschliche Erkenntnis eine Frage der Perspektive sei. Yin und Yang, Kalt und Warm, Männlich und weiblich, Tod und Leben. Alles ist unsicher, ist der Versuch, sich zu orientieren. In völliger Unsicherheit. Ist Tasten, schwanken, Taumeln in Dunkelheit. Dem steht der allgemein ausgegebene Kontrollwahn gegenüber, der sich gerne auch als "wissenschaftlich begründet" geben will. Später lernte ich auch akademisch, dass solche Perspektiven sehr stark durch soziale und geografische Verhältnisse vermittelt sein können. „Lebenswelten“ sagen manche Leute dazu.
Allein, es hat nichts genutzt. Es hat mich abgelenkt und mich von einer dumpfen Mehrheit der Leute isoliert. Es machte mich in einer Weise alleine und einsam, die nicht gesund ist, die man erst aushalten muss. Besseres Verständnis? Weisheit? „Göttlicher Funke“, wie das von Hermann Hesse herüber schallte? Mag sein, - nur, dies hilft dir in dieser Gesellschaft nicht weiter. Da ist alles (!) zeitweiliger Trip, Selbstoptimierung und Kosten/Nutzen-Abwägung. Diese Gesellschaft ist längst auf eine sehr materialistische Linie eingebogen und stellt das gerne als „alternativlos“ dar. Was meine große Täuschung war? Dass Kulturleute, Dichter, Denker usw. da heraus gehoben seien. Diese Leute sind meist Teil eines akademischen Betriebs, in dem das Konkurrenzdenken und "der Wettbewerb"  besonders ausgeprägt sind. Oder sie sind Teil eines Kulturbetriebs, in dem der Erfolg von Publikationen und öffentlichen Verlautbarungen ihre "Wichtigkeit" und ihr "Expertentum" zu signalisieren scheint.

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