Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 29. August 2020

Beerdigungsspekulation

Wir sind nicht unser Körper. Unser Körper ist wie ein Auto, das wir im Verlaufe unseres Lebens zuschanden fahren. Dann steigen wir aus und suchen uns, der Idee der Inkarnation folgend, ein neues Auto. Das sagt der Hinduismus manchmal. Das habe ich jüngst irgendwo gelesen. Wir aber lassen uns in Kapseln zum Mond schießen – und dann weiter zum Mars. Wir hingegen wollen es originell: wir lassen uns einfrieren, zu Diamanten verarbeiten, aus Heißluftballons und Fischkuttern streuen, plastinieren, um wenigstens ein bisschen außergewöhnlicher tot zu sein, als wir lebten. Die meisten aber lassen sich noch immer in preiswerten Gräbern mit Stiefmütterchen beerdigen… pah, wie langweilig! Oder? 
Aber man ist ja dann schon tot und bleibt es vielleicht auch. Die Beerdigung? Unserer Kultur und unserem Weltbild gemäß. Doch gibt es das noch? Ob das auch eine Statussache ist? Wer aufwendig gelebt hat, will vielleicht auch so beerdigt werden: Möglichst Mausoleum (klaro, ist hoch gegriffen!), mit allem Luxus, drum und dran, bombastisch, nicht billig als Massenware. Rechtzeitig reservieren heißt die Devise. Nicht zu spät kommen, sonst bestraft einen XXXX. Natürlich gibt es entsprechende Reservierungen - gegen Kohle. Wenn‘s geht, in der ersten Reihe. Baumbestattung? Gemach! Der letzte Sargnagel muss erst sitzen. Man kann sich auch seinen Fußballverein aussuchen und sich zusammen mit Gleichgesinnten beerdigen lassen. Klassisch. Gleichgerichtet. Unsterbliche Seele, wohin? Sie flattert auf und davon, in den Himmel, in die Hölle….und weiter….

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