Corona hat Viele auf sich
selbst zurück geworfen. Besinnung. Konsum- und
Produktivitätsverzicht. Entschleunigung. Neue Lebensformen. Wandel
von Werten und Zielen. Die Inspiration, die man sich in der
Einsamkeit holen könnte. Das alles waren Themen und Stichworte, die
sich plötzlich zu eröffnen schienen. Der Roman „Walden“ von
Henry David Thoreau wurde nun neu aufgelegt und übersetzt. Ein
Klassiker des neunzehnten Jahrhunderts, der die ganze
Literaturwissenschaft beeinflusst hat. Sein Thema: Leben in und mit
der Natur. Sein Autor hat sich mehr als zwei Jahre lang in eine
Blockhütte im Wald neben dem See „Walden“ zurück gezogen, um
einen alternativen Lebensstil zu suchen. Er schreibt, dass wir selbst
die schlimmsten Sklaventreiber unseres Selbst seien, die sich selbst
ständig mit der Peitsche selbst voran treiben. Er hingegen wollte eine Existenz ohne Termine und
Zwänge aller Art. Dass er solche Lebensformen zu einer Art von
idiologischem Diktat, zu einer Weltanschauung und selbstgerechten
Lehre mache, wurde ihm oft vorgeworfen. Dass er in einem bestimmten
historischen Zusammenhang existierte und sich von da aus auch gegen
die „Segnungen“ der Moderne wehrte, erscheint mir dabei etwas
unterbelichtet. Gesellschaftskritik, Romantik, Spirituelles und
Naturbeschreibung paart sich bei ihm auf eine typische Weise. Sich
mit der Natur auseinander setzen: da muss man nicht immer seiner
Meinung sein. Er kann einen aber vielleicht anregen, ohne dass man
sein Buch als eine Art Bibel und Weltanschauung verstehen müsste,
die von sich selbst glaubt, im Besitz der absoluten Wahrheit zu sein.
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